: Christopher und Kosyrew: Small talk in Wladiwostok
■ Kein russischer Druck auf bosnische Serben
Wladiwostok (AP) – Zwei Außenminister üben diplomatische Formeln: Nachdem es in den vergangenen Wochen zu nicht gerade geringen Spannungen zwischen Washington und Moskau gekommen war, verkündeten gestern Warren Christopher und Andrej Kosyrew nach einem zweistündigen Gespräch im sibirischen Wladiwostok einhellig die Fortsetzung ihrer Zusammenarbeit. Zwar gebe es zwischen „großen Nationen“ immer unterschiedliche Interessen, doch in einer „festen, gleichberechtigten und konstruktiven Partnerschaft“ könnten, so Christopher, alle schwierigen Probleme angesprochen werden.
Weiter zusammenarbeiten wollen die Vereinigten Staaten und Rußland bei der Suche nach einer Friedenslösung für Bosnien. Kurzfristig geht es dabei um eine Ausweitung des Waffenstillstands für Sarajevo, der ein Impuls für Friedensinitiativen in anderen Landesteilen sein könne. Christopher konnte aber offenbar keine Zusage von Kosyrew erhalten, daß Rußland die bosnischen Serben dazu drängen werde, sich der Friedensvereinbarung zwischen bosnischen Muslimen und Kroaten anzuschließen.
Bei den Gesprächen im Flughafengebäude informierte Kosyrew den US-Außenminister auch über die Ergebnisse seiner Nahostreise in der vergangenen Woche. Am Wochenende war es zu einer Verstimmung zwischen den USA und Rußland gekommen, nachdem Rußland vergeblich versucht hatte, eine Abstimmung im UN-Sicherheitsrat über die Resolution zum Massaker von Hebron noch am Samstag durchzusetzen.
Beim Besuch des Flottenstützpunktes von Wladiwostok hatte Kosyrew zuvor erneut betont, Rußland sei eine Großmacht und müsse daher die weltweite Präsenz seiner Flotte verstärken. Im Streit um die frühere sowjetische Schwarzmeerflotte, auf die Rußland und die Ukraine Anspruch erheben, sprach sich der Außenminister gegen eine Teilung des Schiffsverbandes aus.
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