: Cholerafälle gemeldet
■ Französische Hilfsorganisation „Medecins sans Frontières“ spricht von bereits sieben Todesopfern in Kurdenlager
Ankara/Teheran (dpa/afp) — Die Türkei hat am Sonntag Berichte bestritten, wonach in den kurdischen Flüchtlingslagern an der türkisch- irakischen Grenze die Cholera ausgebrochen sei. Der türkische Gesundheitsminister Halil Sivgin beschuldigte am Sonntag auf einer Tagung in Ankara „Vertreter des Westens“, solche Berichte zu verbreiten, um dem Tourismus und der Landwirtschaft in der Türkei zu schaden.
Am Freitag hatte die französische Hilfsorganisation „Medecins sans Frontières“ (Ärzte ohne Grenzen) in Paris bekanntgegeben, daß in Cukurca sieben Menschen an der Krankheit gestorben und etwa 150 weitere an ihr schwer erkrankt seien. In dem Lager leben seit einem Monat etwa 70.000 Flüchtlinge in einer — so die Ärzteorganisation — „veritablen Kloake“.
In der Nähe des Flüchtlingslagers sei bereits am Mittwoch mit Hilfe türkischer und amerikanischer Soldaten ein Quarantänelager eingerichtet worden. Die Zahl der Cholerafälle bedeute nicht, daß bereits eine Epidemie unter den Flüchtlingen grassiere.
Das türkische Gesundheitsministerium behauptete am Sonntag hingegen, bislang sei auf der türkischen Seite der Grenze noch kein Cholerafall entdeckt worden. Es gebe allerdings viele Fälle schwerer Durchfallerkrankungen und Erkältungen bis hin zu Lungenentzündungen. Das den Flüchtlingen zur Verfügung gestellte Wasser werde ständig kontrolliert und gechlort. Türkische und ausländische Beobachter vor Ort konnten die Cholera-Berichte nicht direkt bestätigen, schlossen aber weiterhin das Auftauchen dieser Krankheit unter Hinweis auf die dortigen „katastrophalen“ hygienischen Verhältnisse nicht aus.
Der Seuchenexperte Ron Waldman aus den USA sagte am Sonntag in der türkischen Grenzstadt Silopi, die Krankheit könne unter Kontrolle gebracht werden, es bestehe kein Grund zur Panik. Waldman hob hervor, daß die Sterblichkeit unter den kurdischen Flüchtlingen allgemein habe drastisch gesenkt werden können, da die Lebensbedingungen in den Lagern ständig verbessert worden seien.
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