Chodorkowski-Doku in Russland: Aufführungen abgesagt
Russische Kinos wollen die Dokumentation "Der Fall Chodorkowski" von Cyril Tuschi vorerst nicht aufführen. Auch alle großen russischen Verleiher haben abgesagt.
MOSKAU dpa | Ein kontroverser Dokumentarfilm über den inhaftierten Kremlkritiker Michail Chodorkowski findet kurz vor der Parlamentswahl in Russland kaum Abnehmer. So hätten fast alle der 20 Moskauer Kinos, in denen "Der Fall Chodorkowski" des deutschen Regisseurs Cyril Tuschi am 1. Dezember anlaufen sollte, die vereinbarte Aufführung wieder abgesagt. Das sagte Olga Papernaja vom russischen Filmverleih KinoClub der Tageszeitung Kommersant vom Dienstag. Allerdings soll der Streifen am 2. Dezember das Dokumentarfilmfestival Artdocfest im Kino Chudoschestwenny in der Nähe des Kreml eröffnen.
Am 4. Dezember wählt Russland ein neues Parlament. Die Regierungspartei Geeintes Russland von Ministerpräsident Wladimir Putin, der als Intimfeind Chodorkowskis gilt, rechnet sich hohe Siegeschancen aus. Die Putin-Partei sieht Forderungen nach einer Freilassung des früheren Öl-Managers traditionell als Provokation.
"Als wir die Verträge unterzeichnen wollten, hagelte es mündliche Absagen", sagte Papernaja. Auch in anderen Städten wie St. Petersburg wird der Streifen nicht zu sehen sein.
Außerhalb des Filmfestivals werde in Moskau lediglich das Lichtspielhaus Eldar den Film zeigen, sagte Papernaja. Zuvor hatten nach Angaben Tuschis bereits alle großen russischen Verleiher aus Angst um ihr Filmgeschäft abgesagt.
Der Berliner Regisseur Tuschi zeigt in der Dokumentation, die seit dem 17. November in Deutschland zu sehen ist, das Schicksal des einst reichsten Russen. Der Ex-Chef des inzwischen zerschlagenen Ölkonzerns Yukos war in international heftig kritisierten Prozessen unter anderem wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung verurteilt worden. Die Strafe endet 2016.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!