: Chinesischer Dissident krank im Gefängnis
Peking (dpa) — Sie war vier Monate selbst inhaftiert, wird von Spitzeln verfolgt, von Sicherheitskräften eingeschüchtert, und während des Besuchs von US-Außenminister James Baker wurde sie kürzlich mitten in der Nacht aus ihrer Pekinger Wohnung entführt: Hou Xiaotian führt einen einsamen Kampf für ihren Mann und gegen die Verletzung von Menschenrechten durch das chinesische Regime. Ihr Mann ist der inhaftierte 33jährige Dissident Wang Juntao, der als angeblicher Drahtzieher der blutig niedergeschlagenen Demokratiebewegung von 1989 zu einer 13jährigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde: Die 28jährige Hou reichte jetzt ein Gesuch ein, Wang wegen einer schweren Erkrankung von der Haft zu verschonen und ihm medizinische Hilfe zukommen zu lassen. Sie fürchtet eine weitere Verschlimmerung seines Zustandes, der bereits vor einem Jahr im Militärhospital 261 als chronische HepatitisB diagnostiziert worden sei. In einem Klima von Kontrolle, Drohungen und Unterdrückung ist Hou Xiaotian derzeit die einzige Person in China, die es wagt, den Behörden offen die Stirn zu bieten, für Menschenrechte einzutreten und auch ausländische Journalisten über ihre Schritte zu unterrichten.
Veranlaßt zu dem Gesuch einer Haftverschonung, die nach chinesischem Gesetz bei schweren Krankheiten möglich ist, sah sich Hou nun auch durch den Tod des Studentenaktivisten Wen Jie. Er war im Alter von 27 Jahren vor zwei Wochen an Krebs gestorben, nachdem er nach dem Pekinger Massaker — wie Wang Juntao — monatelang im Hochsicherheitsgefängnis Qincheng inhaftiert war. Hou glaubt, daß eine richtige und rechtzeitige Behandlung ihn vielleicht vor dem Tode hätte bewahren können: „Ich muß alles tun, um zu verhindern, daß Wang ein Schicksal wie Wen Jie erleidet.“
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