Chinesische Zuliefererfirmen: Schlechte Löhne, lange Arbeitszeiten

Eine Studie untersuchte Arbeitsbedingungen chinesischer Zulieferer von Aldi, Adidas und Metro. Die Forscher ermitteln zu niedrige Löhne und zu lange Arbeitszeiten.

Adidas-Schaufenster in China. Bild: reuters

Das kirchlich orientierte Südwind-Institut hat die Arbeitsbedingungen für chinesische ArbeiterInnen untersucht, die in China im Auftrag deutscher Unternehmen produzieren. Für zwei Zulieferer, die in der Provinz Fujian für Adidas Sportschuhe herstellen, beschreiben die Rechercheure beispielsweise zu niedrige Löhne und zu lange Arbeitszeiten.

So lägen die Durchschnittslöhne inklusive Überstunden bei 1.200 bis 1.500 Renminbi pro Monat, was 137 bis 171 Euro entspricht. Davon könnten die ArbeiterInnen, die häufig ihre Familien auf dem Land unterstützen müssten, kaum leben, kritisieren unabhängige chinesische Experten. Außerdem müssen die Beschäftigten in den Adidas-Zulieferbetrieben laut Studie viel länger arbeiten, als es die Arbeitsplatzstandards von Adidas erlauben. Die Rechercheure nennen wöchentliche Arbeitszeiten von 72 Stunden: sechs Tage à 12 Stunden. Adidas erklärt dagegen, Arbeitszeiten über 60 Stunden pro Woche würden nur in wenigen Ausnahmefällen genehmigt. Gegenüber der taz weist eine Adidas-Sprecherin daraufhin, dass man die Kritik überprüfe.

Vergleichbare Vorwürfe erhebt Südwind in der am Donnerstag vorgestellten Studie auch gegenüber der Discountkette Aldi und dem Handelskonzern Metro. Weil derartige Missstände, die die Unternehmen bestreiten, seit Jahren offenkundig sind, sucht Südwind aber nun einen neuen Weg, die Situation zu verbessern.

Ein hoffnungsvolles Beispiel für einen neuen politischen Ansatz glaubt Südwind-Expertin Ingeborg Wick in der Partnerschaft des Landes Rheinland-Pfalz und der chinesischen Provinz Fujian sowie Frankfurt/Main und Guangzhou (Kanton) gefunden zu haben. In beiden Fällen thematisierten deutsche Gewerkschafter und Bürgerrechtler die schlechten Zustände in den chinesischen Fabriken, reisten zu Recherchezwecken nach China und konfrontierten die deutschen Kommunal- und Landespolitiker mit ihren Erkenntnissen. Mit gewissem, wenn auch bescheidenem Erfolg: Das Thema findet nun immerhin Eingang in die Tagesordnungen der Partnerschaftsveranstaltungen.

Dieser "erste Austausch" zwischen Gewerkschaftern, Unternehmen und Politikern auf beiden Seiten, so Wick, könne Basis sein, um später auch praktische Verbesserungen für die ArbeiterInnen zu erreichen. Die Expertin fordert: "Bundesländer und Kommunen müssen ihren Einfluss besser nutzen!"

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