Chinesische IT-Firmen: USA warnen wegen Spionage
Huawei soll dem chinesischen Militär nah sein. ZTE soll angeblich geheime Daten an die Führung in Peking mitteilen. US-Abgeordnete rufen zum Boykott auf.
PEKING taz | Bis heute ist kein einziger Fall bekannt, in dem die chinesischen Informationstechnik-Unternehmen Huawei und ZTE tatsächlich irgendwelche geheimen Informationen ihrer Großkunden im Ausland an die Führung in Peking oder gar das chinesische Militär weitergegeben haben. Und dennoch holt der US-Kongress nun zum großen Schlag aus.
In einem nun durchgesickerten Untersuchungsbericht des Geheimdienstausschusses des US-Parlaments heißt es: Huawei und ZTE stellten eine Sicherheitsgefahr für die USA dar und stünden „vermutlich unter Einfluss der Regierung in Peking“.
Aufträge an ZTE und Huawei oder gar Übernahmen durch die Firmen könnten die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten gefährden. China habe die Mittel und auch die Gründe, Telekommunikationsunternehmen weltweit für „bösartige Ziele“ einzusetzen. In dem Entwurf fordern die Kongressabgeordneten, alle Übernahmen und Fusionen mit Beteiligung von Huawei und ZTE zu verhindern, und rufen damit zum Boykott auf.
Huawei ist mit 140.000 Mitarbeitern in 150 Ländern die Nummer 2 in der Netzwerktechnologie. Es beliefert 45 der weltweit 50 größten Telekommunikationsunternehmen, darunter auch Vodafone, Deutsche Telekom und O2. Telekom-Ausrüster ZTE ist mit rund 70.000 Mitarbeitern weltweit die Nummer 5.
Die Vorwürfe sind nicht neu. Schon seit Jahren warnen westliche Sicherheitsexperten immer wieder vor allem vor der Firma Huawei, der eine Nähe zum chinesischen Militär nachgesagt wird. Und tatsächlich: Obwohl Huawei offiziell als ein Privatunternehmen gelistet ist, war Firmengründer und Chef Ren Zhengfei vorher Offizier der Volksarmee und auch lange Zeit in der staatlichen Rüstungsindustrie tätig, bevor er 1987 Huawei gründete.
Huawei weist die Vorwürfe der Spionage zurück. 70 Prozent der Geschäfte würden im Ausland erwirtschaftet, versicherte Bill Plummer, Vizechef von Huawei in den USA. Huawei werde diese Geschäfte nicht zugunsten einer Regierung aufs Spiel setzen, versicherte er dem US-Sender CBS.
Offensichtlich zeigt der Boykottaufruf der US-Abgeordneten auch schon Wirkung. Das US-Unternehmen Cisco hat nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters am Montag seine langjährige Zusammenarbeit mit ZTE aufgekündigt. Offiziell heißt es, die Chinesen hätten trotz des Wirtschaftsembargos Geräte von Cisco an die größte iranische Telekommunikationsfirma geliefert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich