Chinesisch Neujahr: Das Jahr der Ratte beschert viele kleine Chinesen

Den ostasiatischen Vereinen dieser Stadt steht ein langes Wochenende bevor: Für sie beginnt ein neues Jahr. Und das wird ausgiebig gefeiert.

Kinder, die im Rattenjahr geboren werden, sagt man Klugheit, Zielstrebigkeit, Selbstbewusstsein, Optimismus und Sparsamkeit nach. Bild: DPA

Das Jahr der Ratte? Dung Vu von der Vereinigung der Vietnamesen in Berlin und Brandenburg rümpft die Nase. "Schreiben Sie doch lieber, das Jahr der Maus. Das Wort gefällt mir besser." Tatsächlich kann man das vietnamesische Wort "chuot" sowohl als Maus als auch als Ratte übersetzen. Während hierzulande Mäuse als niedlich und possierlich, Ratten aber als schmutzig und Überträger von Krankheiten gelten, nimmt man in Vietnam diese Unterscheidung nicht vor. Schließlich vertilgen vietnamesische Hauskatzen beide Sorten von Nagern.

Millionen Chinesen feiern ab heute mit Feuerwerken und Festmenüs im Familienkreis die Ankunft des neuen Jahres. 2008 ist das Jahr der Ratte. Dem hierzulande eher als ekligen Krankheitsüberträger verschmähten Nager werden in der chinesischen Mythologie viele positive Eigenschaften zugeschrieben. Gefeiert wird auch in Berlin - im und am Hauptbahnhof. Ein Feuerwerk läutet gegen 20.30 Uhr das neue Jahr ein. Bis 10. Februar bieten 50 Künstler, Artisten und Kunsthandwerker im Bahnhof Drachen- und Löwentänze, Auszüge aus der Sichuan-Oper, Kampfkunstdarbietungen und Kunsthandwerk. DDP, AFP

Ob Maus oder Ratte - für 12.000 Vietnamesen und fast 6.000 Chinesen in Berlin beginnt am heutigen Donnerstag nach dem traditionellen Mondkalender ein neues Jahr. Dieser Tag ist als Feiertag so wichtig wie bei uns Geburtstag, Weihnachten und Neujahr zusammen. Er ist so bedeutsam, dass sich viele Asiaten gleich drei oder vier Tage hintereinander freinehmen. Sie sitzen ausgiebig im Kreise der Familie zusammen und verzehren fernöstliche Köstlichkeiten wie Klebreiskuchen, Frühlingsrollen und in Bananenblätter gehüllte Süßigkeiten.

Gedacht wird an den Feiertagen auch der Ahnen. Ihnen wird neben Obst unter anderem ein Huhn samt Kopf und Krallen auf den Altar gestellt. Dazu werden Räucherstäbchen angezündet, und der Tisch wird für sie auch mitgedeckt. Ahnenverehrung gehört zur fernöstlichen Kultur wie Reis und Essstäbchen.

Zahlreiche Wochenmarktstände, Asienläden, Chinarestaurants und Nagelstudios bleiben vier Tage lang geschlossen. Für viele Vietnamesen und Chinesen, die sonst sechs oder sieben Tage pro Woche zwölf Stunden und mehr am Tag arbeiten, sind das die einzigen arbeitsfreien Tage im Jahr. Wer im alten Jahr gut verdient hat, ist gleich nach China oder Vietnam abgereist, um das neue Jahr gemeinsam mit den Verwandten zu begrüßen. Trotz des gegenwärtigen Kälteeinbruchs in Fernost wird zum Neujahrsfest ein wahrer Touristenboom erwartet. Zahlreiche Flughäfen haben bereits ihre Abfertigungskapazitäten erweitert.

Die Hiergebliebenen feiern das Neujahrsfest zumeist in Vereinen. Denn ausschließlich der erste Feiertag gehört wirklich der Familie. Zahlreiche Versammlungssäle in der Stadt sind an diesem Wochenende ausgebucht. Angestoßen wird allerdings bei weitem nicht mit allen Feierwilligen. Die Chinesen aus der Volksrepublik grenzen sich von denen aus Taiwan ebenso streng ab wie vietnamesische Bootsflüchtlinge von den ehemaligen DDR-Vertragsarbeitern.

Auch Dung Vu, Nordvietnamese aus Lichtenberg, würde sich nicht auf eine Feier der Bootsflüchtlinge verirren. Der Grund: Dort wird die Nationalhymne der 1975 untergegangenen Saigoner Republik gesungen und deren Flagge gehisst. "Das sind nicht meine Freunde", sagt er. Sein Verein in Lichtenberg erwartet am Samstag 300 Gäste zu Drachentanz und buddhistischen Opferzeremonien.

Während das vergangene Jahr des Schweins der Mythologie nach günstig zum Heiraten war, gilt es als Glück, in einem Rattenjahr geboren zu werden. Diesen Kindern sagt man Klugheit, Zielstrebigkeit, Selbstbewusstsein, Optimismus und Sparsamkeit nach. Nicht nur Peking, Schanghai und Hanoi erwarten einen lange nicht gekannten Babyboom. Auch unter Berliner Asiaten werden in den kommenden zwölf Monaten viele neue Erdenbürger erwartet.

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