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Archiv-Artikel

China hat dazugelernt

1994 gab es überraschende Verständnisprobleme. Jetzt darf Günter Uecker auch Tücher in Peking ausstellen

Der Düsseldorfer Künstler Günther Uecker (77) holt die 1994 von den Chinesen überraschend „abgesagte“ Ausstellung in Peking nach. Unter dem Titel „Brief an Peking“ sollen die 19 großformatigen Tücher, auf die Uecker Impressionen einer früheren China-Reise niedergeschrieben hatte, nun vom kommenden Freitag an in der chinesischen Hauptstadt gezeigt werden. Auf eines der Tücher hatte Uecker vor 13 Jahren auch etwas über Menschenrechte geschrieben.

Damals sei seine Präsentation des „Briefs an Peking“, zu der bereits Kataloge und Plakate gedruckt waren, mit der Begründung abgelehnt worden, „dass das chinesische Volk diese Art der Kunst noch nicht verstehe“, erklärte Uecker, der seit 1957 vor allem mit dreidimensionalen Nagelreliefs international bekannt geworden ist. Der große Erfolg seiner Ausstellung mit 520 Werken vor wenigen Monaten in der chinesischen Stadt Tianjin hätte das Kulturministerium in Peking und den zuständigen Museums- Direktor nun dazu bewegt, ihn mit der damals verbotenen Schau in das Nationalmuseum für Kunst (NAMOC) in Peking einzuladen. Die Präsentation werde zwei oder drei Wochen geöffnet bleiben.

Die 19 beschrifteten Tücher im Format von bis zu drei Mal sechs Metern Größe werde er so im Ausstellungssaal aufhängen, „dass der Besucher dort wie zwischen Buchseiten hindurchgehen kann“, beschreibt der Künstler sein Projekt. „Die Bilder sind gemalt, geschrieben an ein Land, welches über Jahre meine Gedanken beflügelt, mich beglückt, an seinem geschichtlichen Wandel teilzuhaben“, sagte Uecker. In diesem Sinne sei die Ausstellung „ein Liebesbrief“, der 1994 abgeschickt worden sei „und nun angekommen ist“. Der „Brief an Peking“ ist in den vergangenen Jahren mehrfach in Deutschland ausgestellt worden. DPA