: Chemnitzer Skandal-OB Noll tritt nach Eklat ab
■ Vergebliches Streuben gegen Parlamentsmehrheit
Chemnitz (dpa) — Der Chemnitzer Oberbürgermeister Dieter Noll (CDU) tritt zurück. Wie die Pressestelle der Stadtverwaltung mitteilte, hat Noll seine beiden Stellvertreter gestern über seine Rücktrittsabsichten unterrichtet. Am Mittwoch hatte die Mehrheit der Stadtverordneten dem Oberbürgermeister das Mißtrauen ausgesprochen, was dieser nicht anerkannt hatte. Nachdem die Koalitionsparteien der CDU nahegelegt hatten, Noll zum Rücktritt aufzufordern, hatte diese sich am Donnerstag gegen das Stadtoberhaupt ausgesprochen.
Noch am Donnerstag hatte der aus Budenheim bei Mainz stammende Noll erklärt, der Bericht des Untersuchungsausschusses habe „die Vorwürfe in wesentlichen Punkten nicht entkräftet“, aber auch keine Beweise erbracht. Dem OB war in den vergangenen Monaten mehrfach in Medien und von Abgeordneten vorgeworfen worden, das Parlament umgangen und seine Befugnisse mißbraucht zu haben. Diese Vorwürfe sollte der Ausschuß klären.
Nach der Stellungnahme des CDU-Fraktionsvorstandes vom Donnerstag gibt es in der mit 29 von 79 Sitzen stärksten Fraktion im Chemnitzer Stadtparlament „keine einhellige Unterstützung“ für Noll. „Aufgrund der Persönlichkeitsstruktur des Oberbürgermeisters und seines Verhaltens gegenüber dem Parlament und der Fraktion ist das Vertrauensverhältnis belastet. Der Vertrauensverlust scheint nicht reparabel“, heißt es in dem Papier des Fraktionsvorstandes. Noll war vor seiner Wahl zum Oberbürgermeister von Chemnitz als Unternehmensberater tätig.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen