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Charaktersache

■ betr.: „Untotenarmeen und geköpfte Orks“, taz vom 14./15. 12. 96

[...] Um differenziert urteilen zu können, muß man sich meiner Meinung nach an zweierlei orientieren:

– Ist die Detailgestaltung der Spielwelt noch Sache der eigenen Vorstellungskraft, oder wird sie durch immer neue Zusatzausstattung vorweggenommen?

– Ist das Spielsystem als rein technisches Abbildungsinstrument verfaßt, das für jede beliebige Realität Platz läßt, oder schreibt es moralische/politische/kulturelle Grundwerte vor?

Systeme, auf die das jeweils zweite zutrifft, sind entweder der pure Merchandising-Overkill (Verachtung!) oder schlimmstenfalls einfach das „Dritte Reich“ in Spielzeugform, mit viel Liebe zum (faschistischen) Detail.

Solange ich mir aber jeweils erstere Antwort geben kann, ist das System in meinen Augen okay, weil es dann allein von den Spielern abhängt, ob sie würfel- und tabellenbesessene Goebbels-Epigonen sind oder einfach nur Leute, denen es Spaß macht, fiktive Schicksale möglichst plastisch Gestalt annehmen zu lassen; und das ist, glaube ich, einfach Charaktersache. [...]

Daß dieses Thema überhaupt diskutiert wird, kann ich aber nur begrüßen. Denn die im taz-Artikel dargestellten Aspekte – da verdummungsgeeignet und äußert profitträchtig – gewinnen immer mehr die Oberhand: Noch so'n typisches Symptom für das, was sich zur Zeit bei uns tut. Da hilft nur Ächtung und Boykott. Florian Suittenpointer,

München

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