Chaoze One will sauberes Wasser: Rappen mit Mission
Er ist ein unverbesserlicher Idealist: Der Mannheimer Rapper Chaoze One setzt seine Popularität unter anderem für sauberes Wasser in Afrika ein.
„Vorbehalte gab es immer schon auf beiden Seiten“, beginnt Chaoze One die Beschreibung seiner Verortung: „Sowohl in der linken Szene gegen HipHop als auch in der HipHop-Szene gegen meine linken Inhalte. Aber ich habe ein paar Grenzen zum Verschwimmen gebracht. Als einer von vielen, die irgendwann angefangen haben, explizite Inhalte auch in Rapreime zu verpacken.“
Der Rapper Chaoze One aus dem pfälzischen Neustadt, mittlerweile Wahl-Mannheimer, ist schon seit über zehn Jahren als Master of Ceremonies auf Antifa-Aktionen und politischen Kampagnen unterwegs und überzeugt allen voran ein Publikum, das eigentlich wenig mit HipHop am Hut hat, indem er seine eindeutigen Aussagen sehr direkt und zugänglich vermittelt.
Scharfsinn beweist Chaoze One in seinen Ansagen gegen Missstände in der Asylpolitik, gegen Polizeigewalt, gegen den Kapitalismus und nicht zuletzt gegen den Rechtsextremismus. Am Anfang war er ein Autonomer, der Raptexte verfasste, ohne sich wirklich intensiv mit HipHop beschäftigt zu haben. Als die lautesten Buhrufe aus der HipHop-Szene kamen, hat ihn das gefuchst: „Ich habe an meinem Flow gearbeitet, an Reimschemen gefeilt, sodass das Ganze nicht mehr so einfach klingt. Damit die anderen nicht einfach sagen können: ’Der ist doch eh schlecht.'“
Für diesen ganzen Definitions- und Szenekram fühlt sich der 31-Jährige inzwischen zu alt. Sein letztes Album erschien 2007. Am Nachfolger arbeitet er schon seit zwei Jahren, bisher ist er mit den Ergebnissen unzufrieden. Aber durch einzelne Songveröffentlichungen, Kollaborationen und Konzerte zeigt Chaoze One dennoch Präsenz. Der gelernte Logopäde kann sich wegen eines Vollzeitjobs nur auf ausgewählte Projekte konzentrieren. Dazu gehört seine Unterstützung der Initiative Viva Con Agua. Die im Umfeld des Hamburger Fußballclubs St. Pauli gegründete Initiative engagiert sich seit 2006 für die Trinkwasserversorgung und Verfügbarkeit sanitärer Anlagen in Entwicklungsländern.
Von Frankfurt nach Ludwigsburg
Neben einigen Festivals hat Viva Con Agua auch den „Wasser!Marsch 2008“ organisiert, bei dem Aktivisten in 39 Tagen von Hamburg nach Basel zum Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft gelaufen sind. Chaoze One lief von Frankfurt bis Ludwigsburg. Seitdem spielt er auf Benefizkonzerten der Initiative und macht, im Rahmen seiner Möglichkeiten, darauf aufmerksam.
Im Dezember war Chaoze One mit Aktivisten des Vereins in Uganda, um einige der durch Spenden finanzierten Brunnen zu besichtigen und die Kooperationspartner der Welthungerhilfe kennenzulernen, die die Logistik und die Umsetzung der Projekte vor Ort koordiniert.
Um die Bekanntheit des Projekts auch unter der lokalen Bevölkerung zu verbreiten, ist die Gruppe durch die Hauptstadt Kampala marschiert, hat Graffiti gemalt, Poster aufgeklebt, den Passanten erklärt, was sie dort überhaupt will, und die Leute relativ schnell mit ihrer Idee angesteckt. Auch musikalisch war Chaoze One dort aktiv, indem er mit den einheimischen Musikern Nessejje Julia Mildred, Bernhard Fischer und Ricko den Song „Youganda“ gemacht hat. Ein Video drehten sie gleich dazu, es dreht sich um das Thema der gesamten Aktion: Wasser.
Spendenaktion für Viva Con Agua
„Es ist traurig, aber man bekommt tatsächlich nur Klischees bestätigt, wenn man mal in Afrika war. Auch Demokratie ist ein Problem, besonders in Uganda. Ich war vorher nie weiter weg als maximal Spanien, und so komplett andere Systeme habe ich nie wirklich erlebt. Andererseits sind die Leute, denen es eigentlich echt nicht gut geht, so voller Hoffnung und allgemein viel glücklicher als wir.“
Früher hat der Rapper mit den Augen gerollt, wenn jemand Ähnliches über die Lebensfreude der Afrikaner sagte. Nun hat er diese Erkenntnis selbst erfahren. Mit vollem Körpereinsatz ging sein Engagement weiter. Am letzten Sonntag im April hat Chaoze One beim Heidelberger Halbmarathon Blut und Wasser geschwitzt und das Ganze zu einer Spendenaktion für Viva Con Agua gemacht.
Insgesamt 54 SpenderInnen haben einen Betrag ihrer Wahl pro gelaufenen Kilometer zugesagt, der nur dann gezahlt würde, sollte der Läufer durchhalten. Druck motiviert, so ist der Läufer ins kalte Wasser gesprungen und hat es tatsächlich geschafft, die 21 Kilometer zurückzulegen, wenn auch mit zehn Minuten Verspätung. Es sind immerhin beachtliche 3.000 Euro zusammengekommen, die 500 Menschen in Uganda Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen werden.
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