: Chaos in Manhattan
■ Stromausfall bescherte einen unvergeßlichen Tag Tausende steckten im Lift / Verkehr brach zusammen
New York (ap/taz) - Ein Stromausfall nach einem Brand in einer Verteilerstation hat am Montag in den Wolkenkratzerschluchten des New Yorker Stadtteils Manhattan ein Chaos ausgelöst. Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Menschen mußten stundenlang in steckengebliebenen Aufzügen ausharren.
Die Bewohner von Hochhauswohnungen mit ausgefallenen Klimaanlagen waren in ihren eigenen vier Wänden wie in Saunakabinen eingeschlossen. Da auch die elektrisch betriebenen Pumpen ausfielen, gab es in den Wolkenkratzern auch kein Wasser und kein Gas mehr. In den U-Bahn-Tunnels blieben die Züge stecken. Der Ausfall der Verkehrsampeln legte den Verkehr lahm, das urbane Leben pulsierte in völlig neuen Bahnen.
Hunderttausende von Arbeitnehmern gingen - lachend oder auch fluchend - zu Fuß nach Hause. Es befanden sich so viele Fußgänger auf den Straßen, daß die Gehwege nicht mehr ausreichten und die Menschen auf die Fahrbahnen drängten, wo die Autofahrer hupend im Stau steckten. An der Wallstreet konnte die größte Börse der Welt weiterarbeiten, weil ein Notstromaggregat zur Verfügung stand. An den anderen Börsen wurde der Handel eingestellt.
In den 110 Stockwerke hohen Zwillingstürmen des World Trade Centers quälten sich Tausende zu Fuß die engen Treppen hinunter, viele gaben auf halber Strecke erschöpft auf. Auf den Straßen versuchten Polizisten vergeblich, den Verkehr mit Handzeichen zu regeln. Der Brooklyn-Battery-Tunnel, eine der Hauptverkehrsadern, mußte geschlossen werden. Nach Büroschluß marschierten Tausende auf der Suche nach Zuganschlüssen zu Stationen jenseits des East Rivers über die Brooklynbrücke.
Erst nach mehr als fünf Stunden wurde der Brand in der Verteilerstation unter Kontrolle gebracht. Am Abend war in den meisten Häusern die Stromversorgung wieder hergestellt. Der Spuk war vorüber, aber Manhattan hatte einen unvergeßlichen Tag erlebt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen