Chaos bei Lollapalooza-Festival in Berlin: Zurück aus der Pampa

Der Veranstalter ignorierte Warnungen vor einem Abreisechaos in Hoppegarten. Jetzt zieht das Festival zum vierten Mal um: in den Olympiapark.

Festivalbesucher drängeln sich in eine S-Bahn

Enger als vor der Bühne Foto: dpa

BERLIN taz | Das Lollapalooza-Festival setzt seine nicht ganz freiwillige Tour durch Berlin und das Umland fort. Wie die Veranstalter am Montag mitteilten, wird die Open-Air-Veranstaltung im nächsten Jahr im landeseigenen Olympiapark in Charlottenburg stattfinden. Nach der Premiere im Jahr 2015 auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof, dem flüchtlingsbedingten Ausweichen 2016 in den Treptower Park und der lärmbedingten Flucht auf die Galopprennbahn Hoppegarten ist das bereits der vierte Ort für das Musikfestival.

Laut der Senatsverwaltung für Sport sollen das Maifeld und das Reiterstadion für das Event genutzt werden, das am vergangenen Wochenende mit je 85.000 Besuchern an beiden Tagen so groß war wie noch nie.

Vor den Toren der Stadt kam es bei der Abreise der Besucher in der Nacht von Samstag auf Sonntag zu chaotischen Zuständen. Etwa 3.000 Festivalbesucher mussten am S-Bahnhof Hoppegarten stundenlang auf Züge warten. Nach Angaben der Bundespolizei erlitten 40 Personen Kreislaufzusammenbrüche.

Probleme mit der Infrastruktur bei der An- und Abreise und „behördliche Auflagen“ hätten zu dem nun angekündigten neuerlichen Standortwechsel geführt, hieß es vom Festival-Veranstalter. Als Termin für den nächsten Versuch nannten sie den 8. und 9. September.

Aus der Senatsverwaltung für Verkehr und Umwelt wurde scharfe Kritik laut: „Die Veranstalter und der Landkreis hätten rechtzeitig Vorsorge für eine sichere Heimreise der vielen tausend Besucherinnen und Besucher treffen und entsprechende Verträge mit den Verkehrsunternehmen schließen müssen.“ Wie Sprecher Matthias Tang der taz sagte, wolle man für die Zukunft „bessere Lösungen finden“ – mit der Rückkehr nach Berlin falle das Festival wieder in den Zuständigkeitsbereich des Senats.

Selbstverschuldetes Chaos

Tatsächlich hatten die Veranstalter im Vorfeld einen Vertrag mit der S-Bahn geschlossen. Diese hatte daraufhin ihren Takt am Bahnhof Hoppegarten auf zehn Minuten verdichtet – bis Sonntag früh 1 Uhr. In dieser Zeit hätten etwa 6.000 Menschen pro Stunde transportiert werden können, wie S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz gegenüber der taz sagte. Auch wenn das Festival wie geplant um 23 Uhr zu Ende gegangen wäre, hätte die S-Bahn also nur einen Teil der Besucher befördern können; weil es deutlich später endete, wurde der Engpass noch größer. Ab 1 Uhr fuhr nur noch eine Bahn pro Stunde.

Sprecher der Verkehrsverwaltung

„Für die Zukunft wollen wir bessere Lösungen finden“

Die S-Bahn habe die Veranstalter frühzeitig darüber informiert, dass dieser auch andere Anbieter mit einplanen müsse, so Priegnitz. An den Bahnhöfen Friedrichshagen und Mahlsdorf habe man sich auf das Ankommen von Shuttlebussen vorbereitet, zumindest an Letzterem habe man diese „nie gesehen“.

Die Möglichkeit, die Besucher verstärkt auf die U-Bahn zu leiten und die U5 vom Elsterwerdaer Platz zu verstärken, haben die Veranstalter im Vorfeld ausgeschlagen. „Es ist über mögliche Zusatzleistungen und Kombitickets geredet worden, es gab aber keine Einigung“, so ein Sprecher der Verkehrsbetriebe.

In allen Vorgesprächen habe die BVG jedoch darauf hingewiesen, dass die Anbindung der Rennbahn schwierig sei. Lollapalooza-Geschäftsführer Tommy Nick wies Kritik, dass man sich nicht um eine bessere Anbindung gekümmert habe, mit dem Hinweis auf die Vereinbarung mit der S-Bahn zurück. Für eine Anfrage der taz waren die Veranstalter am Montag nicht zu erreichen.

Nach dem Chaos vom Vortag habe die BVG in der Nacht zum Montag zwei zusätzliche Züge eingesetzt – auf eigene Kosten. Auch die S-Bahn reagierte. Mit neun zusätzlichen Bahnen und einer ausgeweiteten Betriebszeit konnte sie eine Wiederholung des Chaos verhindern.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.