: Chancen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt
Berlin. Mit Mut zu Risiko und Experiment sollten Frauen der sich für sie verschlechternden Situation auf dem Berliner Arbeitsmarkt entgegentreten. Aktive Gewerkschaftsarbeit, Einflußnahme auf Sozial- und Frauenförderpläne der Betriebe seien nützlicher, als verlorengegangener sozialer Sicherheit nachzutrauern. Das erklärte die Berliner Stadträtin für Gleichstellungsfragen, Eva Kunz (SPD), gestern auf einer Pressekonferenz, auf der das Gutachten »Neue Chancen und Risiken für Frauenerwerbstätigkeit auf dem Berliner Arbeitsmarkt in den 90er Jahren« vorgestellt wurde.
Hatten sich bislang Frauen mit schlechteren Arbeitsbedingungen, Einkommen und Renten sowie der Doppelbelastung in Beruf und Familie abzufinden, so steht nun ihre ökonomische Unabhängigkeit selbst zur Disposition, heißt es darin. Als Ursache der kontinuierlich ansteigenden Frauenerwerbslosigkeit wird unter anderem die Rationalisierung in traditionellen Frauenbereichen, so in der Verwaltung und der Textilindustrie, genannt.Die massive Abdrängung von Frauen aus dem gewerblich-technischen Bereich müsse verhindert werden. Gleichzeitig wird auf zukunftsträchtige Arbeitsgebiete in Berlin verwiesen, zum Beispiel auf das Dienstleistungswesen, das Bank- und Versicherungsgewerbe, das Gesundheits- und Sozialwesen, den Tourismus, das Bauwesen und den Umweltschutz.
Um nicht den Männern diese Gebiete von vornherein zu überlassen — ihre Einstellungschancen seien ohnehin weit höher — sollten sich Frauen gezielt dafür fortbilden und umschulen. Qualifizierungsfelder seien darüber hinaus Sozialpädagogik, Betriebswirtschaft, Marketing, Kosten-, Bildungs-, Personal- oder auch Krankenhausmanagement und Unternehmensführung.
Flankiert werden müsse eine solche Qualifizierungsoffensive durch eine echte Gleichstellungspolitik, betonte Stadträtin Kunz. Darunter verstehe sie Einflußnahme auf die regionale Wirtschaftsstruktur zugunsten der Frauen. Notwendig seien auch Arbeitsförderungsmaßnahmen. adn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen