piwik no script img

Castoren für Greifswald

■ Bund genehmigt Lagerung von aktivem Atommüll – aber nur aus Ostreaktoren

Hannover (taz) – Im Zwischenlager Nord (ZLN) bei Lubmin dürfen seit gestern auch Castor-Behälter mit abgebrannten Brennelementen untergestellt werden. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat jetzt im ZLN die Aufbewahrung von abgebrannten Brennelementen und sonstigen radioaktiven Stoffen erlaubt. Allerdings gilt die Aufbewahrungsgenehmigung nur für Atommüll aus DDR-Zeiten, „der sich am 30. Juni 1995 in den stillgelegten Atomkraftwerken Greifswald und Rheinsberg oder im Zwischenlager für abgebrannten Brennstoff in Lubmin“ befand.

Der Genehmigung zufolge dürfen im ZLN 80 Castor-Behälter mit höchsten 585 Tonnen radioaktivem Schwermetall maximal 40 Jahre eingelagert werden. Die Behälter dürfen dabei nur Kernbrennstoff der alten DDR-Reaktoren der russischen Typen WWER-440 und WWER-70 enthalten. Erlaubt ist auch die Lagerung von Absorbern und Abschirmelementen aus dem inneren Bereich dieser Reaktoren.

Nach Angaben des Bundesamtes schafft die Genehmigung die Voraussetzung, die acht Reaktorblöcke des stillgelegten AKWs Greifwald jetzt vollständig abzubauen. Schwache Wärme entwickelnde Abfälle dürfen im ZLN bereits seit dem vergangenen Jahr zwischengelagert und konditioniert werden.

Gegen das Castor-Lager hatten 1995 15.000 Bürger Einwendungen erhoben. Dabei wurde vor allem die zu groß bemessenen Zwischenlagerhallen kritisiert. Die Einwender befürchteten, dass abgebrannte Brennelemnte aus westdeutschen AKWs im ZLN ihre vorrübergehende Ruhestätte finden könnten.

Bundesumweltmnister Jürgen Trittin versicherte gestern bei einem Besuch des ZLN noch einmal, dass dort „weder abgebrannte Brennelemente aus Westdeutschland, noch Glaskokillen aus La Hague zwischengelagert werden“. Das ZLN entspreche dem Entsorgungkonzept der Bundesregierung, das durch standortnahe Zwischenlagerung unnötige Transporte zu vermeiden suche.

Diese standortnahen Zwischenlager bietet das Ministerium den Stromkonzernen in den Atomausstiegsverhandlungen an – nach dem Motto: Ihr braucht dann keine Castor-Transporte mit all ihren Protesten mehr und dafür sichert ihr uns zu, die AKWs nach 25 Jahren abzuschalten. Jürgen Voges

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen