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■ Cash & CrashAlle tippen auf Clinton

Mit dem unberechenbaren Auf und Ab an den Börsen tun sich Analysts wie Kommentatoren selten schwer. Die Flaute der Weltkonjunktur, Wirtschaftskrise in den USA, Rezession in Europa, zu hohe Zinsen und allenthalben wahre Schuldengebirge – so heißen jene Symptome, die derzeit die Börsenlaune umtreiben. Je nach Nachrichtenlage rückt das eine oder andere in den Vordergrund und muß als Ursache für die miese Stimmung herhalten. Doch obwohl sich im alljährlichen Zittermonat Oktober die Katastrophenmeldungen häuften, blieben die von den Crash-Schwarzmalern prophezeihten Kursstürze erst einmal aus.

So marschierte der Deutsche Aktienindex (Dax) in der vergangenen Woche erst einmal nach oben, bevor er durch die miesen Wachstumsprognosen der Herbstgutachter wieder auf den Boden der Realität zurückgeworfen wurde. Gestern landete der Dax nach einem leichten Plus auf 1.485,00 Punkten – weitere Rückschläge nicht ausgeschlossen.

An der New Yorker Wall Street verharrten die Händler in der vergangenen Woche in lähmender Spannung, obwohl gewichtige Analysts immer wieder erklärten, der Ausgang der Präsidentschaftswahlen sei für die Kursentwicklung weitgehend nebensächlich. Der Dow-Jones-Index für 30 Industrietitel spielte Achterbahn: einen Tag rauf, am nächsten wieder runter. Erst am Montag richteten sich die US- Aktienmärkte auf einen Wahlsieg des expansionsfreudigen Bill Clinton aus: Der Dow-Jones konnte sich um 35,93 auf 3.262,21 Punkte verbessern; der US-Dollar legte in New York gleich um 2,4 Pfennige auf 1,5660 D-Mark zu. Gewinnt Clinton, so rechnen die Wall-Street-Broker, werde die Konjunktur bald mit großangelegten Regierungsprogrammen für jahrelang vernachlässigte Infrastrukturprojekte angeschoben. Auf ein Comeback des Amtsinhabers George Bush wollte kaum ein Anleger auch nur noch einen Cent setzen – an der Börse zumindest ist der Präsident längst abgeschrieben. Selbst der vom US-Wirtschaftsministerium verkündete Anstieg des Sozialprodukts von 2,7 Prozent im dritten Quartal konnte die Börsianer nicht mehr beeindrucken. Sie halten sich lieber an die Großen Drei IBM, General Motors und die Großbank Citicorp. Die Repräsentanten der drei Schlüsselbranchen haben schon in der Vergangenheit immer den Wirtschaftstrend angezeigt. Seit Juli sind die GM-Aktien um 30 Prozent, die IBM- Werte sogar um ein Drittel gefallen. Erwin Single

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