■ Cash & Crash: Banking beim Barte des Propheten
Berlin (taz) – In den eleganten Büros von Investmentbanken könnte man bald häufiger auf bärtige Islamgelehrte stoßen. Die Wertpapiermanager der britischen Flemings-Bank haben sich jedenfalls schon des Beistands dreier muslimischer Geistlicher versichert. Als erste westliche Investmentbank hat Flemings zu Monatsbeginn einen Aktienfonds aufgelegt, der die Scharia, das islamische Recht, befolgt.
Natürlich hat der Prophet nichts über ein Aktienverbot gesagt, sehr wohl aber über ein Zins- und Alkoholverbot. Und nun könnte es ja sein, daß ein Fonds Aktien von Banken erwirbt, die bekanntlich von Zinsen leben, oder von Lebensmittelkonzernen, die auch ein paar Liköre im Sortiment haben. Um sich dieser Gefahr gar nicht erst auszusetzen, blieb gläubigen Muslimen bislang nur die Anlage in Handelsfirmen oder in Rohstoff-Fonds. Geschätzte 60 Milliarden Dollar sollen in solchen wenig lukrativen Anlageformen aufbewahrt werden. Und auf die haben es die Investmentbanker nun abgesehen.
Beistand kam von der Islamischen Rechtsakademie in Saudi Arabien. In einem Rechtsgutachten, einer Fatwa, über Investmentbanking kamen die Gelehrten zu dem Schluß, daß Aktienfonds nicht verwerflich seien, wenn nur die Auswahl der Aktien mit striktester Sorgfalt erfolgt. Die Aktienfonds selbst werfen schließlich keine Zinsen ab; der Gewinn ergibt sich vielmehr aus steigenden Kursen.
Aber die neuen islamischen Fonds, die inzwischen in zahlreichen Ländern gegründet wurden, gehen auf Nummer sicher. Vielleich hat ja doch das eine oder andere in den Fonds vertretene Unternehmen ein kleines bißchen Geld durch Zinsen verdient. Deshalb ziehen sie pauschal eine gewisse Summe von den Fondsgewinnen ab und spenden sie für wohltätige Zwecke. lieb
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