■ Cash & Crash: Die Aktienmanager
Berlin (taz) – Deutsche Manager genießen einen schlechten Ruf. Sie erreichen im internationalen Vergleich der Führungskräfte und -methoden gerade mal Platz zwanzig, ermittelte das Internationale Institut für Managemententwicklung in Lausanne. Das soll sich jetzt ändern durch ein neues Anreizsystem für hiesige Manager.
Vergangene Woche hat man es bei Daimler beschlossen, gestern debattierte die Deutsche Bank darüber: Gehaltserhöhung für Führungskräfte in Form von Aktienoptionen. Ein Blick über den Atlantik zeigte den Konzernführern, wie es geht. US-Manager verdienen ein Vielfaches ihrer deutschen Kollegen – Jack Welch von General Electric etwa bringt es auf 22 Millionen Dollar pro Jahr (34 Millionen Mark), während sich der siebenköpfige Daimler- Vorstand zwölf Millionen Mark teilen muß.
Das Geheimnis: Die Spitzenkräfte werden mit Bezugsscheinen auf Aktien des eigenen Unternehmens entlohnt. Wenn der Aktienkurs steigt, können sie die Optionsscheine einlösen und absahnen. Dahinter steht eine Weltanschauung durch die Brille eines Börsenspekulanten. Das Maß aller Dinge wird der sogenannte Shareholder Value. Das heißt, die Chefs sollen ihr Tun nur noch darauf auszurichten, den Börsenwert ihrer Firma zu steigern – zum Wohl der Aktionäre, was dann deckungsgleich ist mit ihrem eigenen Vorteil.
Andere Interessen, etwa die der Belegschaft, spielen dabei keine Rolle mehr. Die solchermaßen entlohnten Konzernlenker werden vermutlich zu allererst ihre Firma „schlanker“ machen. „Früher waren Massenentlassungen eine Schande“, beschreibt das Magazin Newsweek die US-Verhältnisse. „Heute werden sie von der Wall Street belohnt.“
Die Erfolgszulage für Manager hat in Deutschland noch einen schalen Beigeschmack. Denn Erfolg hin oder her, die Zulage gibt's als Extrabelohnung. Die Daimler-Chefs etwa erwirtschafteten im vergangenen Geschäftsjahr 5,7 Milliarden Mark Miese. Trotzdem gönnten sich nicht nur ungeniert eine Leistungszulage von rund 600.000 Mark pro Vorstandsmitglied. Hinzu kommen nun auch noch die Bezugsscheine auf Aktien, je nach Position bis zu 2.000 Stück zum Kurs vom Tag der Hauptversammlung. Sobald der Kurs um mehr als 15 Prozent gestiegen ist, können sie Daimler-Aktien zum ursprünglichen Wert kaufen. Nicola Liebert
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