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■ Cash & CrashInternet-Investoren

Berlin (taz) – „Hallo Dennis, wie war's beim Zahnarzt? Ich habe gestern überlegt, ob ich Standard & Poor's Puts kaufen soll. Habe mich dagegen entschieden.“ Dies ist ein Auszug aus einer langen Diskussion über Anlagestrategien, die in einem Café der besonderen Art stattfand: Im Internet-„Coffee Shop“ des „Silicon Investor“.

Silicon Investor (www.techstocks.com) ist eine von Dutzenden World-Wide-Web-Sites, wo Börsenfreaks Informationen bekommen und zum Teil auch austauschen können. Sie haben von der obigen Message kein Wort verstanden, weil Sie keine Ahnung haben, was Standard & Poor's ist und was Puts und Calls sind? Rat gibt die American Association of Individual Inveestors (www.aaii.org), die sich zur Aufgabe gemacht hat, private Anleger zu besseren Managern ihres eigenen Vermögens zu machen.

Sie wollen wissen, wie sich der Dow-Jones-Aktienindex im allgemeinen und Ihre AT&T- Aktien im besonderen entwickelt haben? Die Antwort finden Sie schnell unter www.briefing.com. Sie erwägen, ob die slowenische Börse nicht der Boom-Markt von morgen ist? Verfolgen sie das Börsengeschehen in Ljubljana unter www.ljse.si/cgi-bin/slo/ english.htm?language=slo. Wenn Sie sich für deutsche Aktien interessieren, haben Sie es allerdings nicht so luxuriös. Die Deutsche Börse ist zwar inzwischen auch online gegangen (www.exchange.de), bietet aber wenig Kursinformationen.

Wenn Sie nun alle Informationen zusammen haben, brauchen Sie das Internet nicht zu verlassen. In den USA bieten inzwischen diverse Börsenmakler ihre Dienste online an, so etwa E*Trade (www.etrade.com), Lombard Institutional Brokerage (www.lombard.com) oder Net Investor (pawws.com/tni). Der Anleger eröffnet ein Konto bei dem jeweiligen Makler, wählt selbst, welche Aktien er kaufen möchte, und drückt die Enter-Taste. Die Brokerfirma führt dann nur noch die Transaktion an der Börse aus. Das Programm managt dann auch noch das Portfolio des Investors und spuckt zum Beispiel auf Knopfdruck den aktuellen Kurswert der erworbenen Wertpapiere aus. 800.000 Investoren weltweit kaufen und verkaufen bereits per Internet, hat ein Forschungsdienst errechnet.

Werden die klassischen Börsenbroker und Anlageberater jetzt überflüssig? Wohl nicht, meint jedenfalls ein Londoner Banker. Denn kaum jemand habe die Zeit, sich aktuell um das Börsengeschehen zu kümmern und Entscheidungen zu treffen, außer vielleicht Studenten und Rentner. Die wiederum verfügen selten über das Kapital, an denen die Investmentbanken interessiert sind. Nicola Liebert

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