: Carvalho „schuldig“
■ Nelkenrevolutionär soll siebzehn Jahre in den Knast
Lissabon (adn/afp) — Der Stratege der „Nelkenrevolution“ vom 25.April 1974, Otelo Saraiva de Carvalho, muß wieder ins Gefängnis. Das Oberste Gericht Portugals hob am Mittwoch seine Haftverschonung auf, weil es die Richter für erwiesen ansehen, daß der frühere Offizier Führungsmitglied der bewaffneten Organisation „Volkskräfte des 25. April“ (FP-25) gewesen ist. Auch die Urteile gegen 28 weitere Personen, denen Mitgliedschaft in den FP-25 angelastet wird, wurden bestätigt.
Otelo de Carvalho war 1987 wegen Gründung und führender Mitgliedschaft in den FP-25 zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt worden, wurde aber im Mai 1989 auf freien Fuß gesetzt, weil es Zweifel an der Rechtmäßigkeit seines Verfahrens gegeben hatte. Zu dem Zeitpunkt war das im portugiesischen Gesetz verankerte Zeitlimit von drei Jahren Untersuchungshaft bereits bei weitem überschritten. Jetzt klärte das Oberste Gericht diese Frage und ordnete seine Inhaftierung innerhalb der nächsten drei Wochen an.
Für Otelo Saraiva de Carvalho hatten sich Intellektuelle in ganz Europa eingesetzt. Er bestritt jede Verbindung zu den FP-25, die Mitte der 80er Jahre zahlreiche Menschen ermordet haben, und fühlte sich wegen seiner marxistischen Ansichten verfolgt, denen er bis heute treu geblieben ist.
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