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Carolyn Cooper über Jamaicas Dancehall"Homophob sind auch die Reichen"

In Sachen Gay-Bashing ist der DJ nahe am evangelikalen Priester. Aber selbst auf Jamaika gibt es schwule Nischen, und den Frauen hat Dancehall Freiräume eröffnet, so Kulturwissenschatlerin Cooper.

Slumbewohner in Kingston: "Menschen aus der Mittelklasse würden 'Ich kann Homosexualität nicht gutheißen' sagen, während man in der Arbeiterklasse den gleichen Gedanken mit gewalttätig klingenden Metaphern ausdrücken würde - 'All batt Bild: rtr

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13 Kommentare

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  • K
    kartoffelkopf

    zu "king of king": halt mal den ball flach, ich geh seit 2003 regelmäßig auf dances und wurde komplett mit dancehall etc sozialisiert. finds aber traurig, dass ich den raum mit solchen leuten wie dir teilen muss, die sich probleme schönreden und ignorieren, weil man "erstmal vor der eigenen haustür gucken" muss. ich find das nämlich nicht. ich versuche, in meinem alltag niemanden zu diskriminieren, mein umfeld such ich mir sowieso danach aus (wenn du das nicht tust ist das dein problem) und mir liegt es am herzen, dass ich sowas nicht in meinem umfeld dulde. wenn du also nichtmal diesen minimalen schritt gehen kannst, hast du ein problem mit dir selbst und solltest in der tat über dich nachdenken. aber das steht doch in keinem zusammenhang mit der problematik auf jamaika, in uganda etc, wo homos immer noch massiv diskriminiert werden.

    ich bin dafür, immer und überall homophobie zu bekämpfen. deswegen find ich es ziemlich gerechtfertigt, dass diese debatte stattfindet, gerade weil solche nasen wie du es immer noch nicht peilen, DASS homophobe beleidigungen auch in deutschland keinen meter geduldet werden sollten.

     

    abgesehen davon find ich den differenzierten beitrag von "mal wieder ich" wesentlich aufschlussreicher als deinen und der hat mit keinem satz betont, dass er auf dances geht.

    oh und ich würde das mit dem "wir" seine die "friedlichste" massive überhaupt niemals unterschreiben, weil die deutsche dancehall- und reggae-szene doch sehr heterogen ist und ich mich z.B. nicht mit dir in einen topf werfen lassen will. und ich hab auch schon schlägereien auf dances erlebt ;)...aber wer weiß, vielleicht kennst du die szene ja auch nicht so gut, wie du zu meinen glaubst.

  • KO
    king of king

    also jetzt mal ehrlich, ich glaub ja schon mal das 95% von den leuten die sich hierzu äussern werder auf einem "dance" noch auf jamaica waren geschweige dem "patios" sprechen. ihr kennt die politische und sotiale lage nicht in denen die leute leben. bitte hört euch doch mal die texte aus deutschem hip hop an. das is nichts anderes oder ist es für einen schwulen nicht genau so schlimm wenn in einem deutschen text seine lebensart "schwul" als schimpfwort oder zur blosstellung diehnt! sizzla "battyman fi dead" oder bushido "stirb du schwuchtel fler" wo ist der unterschied??? oder wird es uns deutschsprachigen genemigt die lebensart anderer als schipfwort zu benutzen??? wer hat noch nie zu einem anderen, und wenn es nur im spaß war, schwuchtel gesagt??? ist das nicht auch diskreminierung??? viell. sollte doch erstmal jeder bei sich selbst anfangen bevor er anderen etwas verbietet!!! ich hab noch nicht gehört das jemand in der früh um 5 uhr von nem "dance" nachhause gefahren ist und einen/eine homosexuelle umgebracht hat oder überrhaupt jemanden was getan hat.. komischerweise hab ich es bis jezz nur auf ner dancehall erlebt das die securitys in der menge mittanzen weil sie nichts zu tun haben!! wir sind die ruhigste und unaggresievste randgruppe die rum läuft. warum sucht man immer und immer wieder grund auf uns rum zu hacken??? es geht also wohl immernoch darum ob sizzla in deutschland spielen darf. wem es nicht gefällt der soll nicht hin gehen. der der sich das anschaut tut nur auch niemanden etwas. oder hat wirklich schon mal jemand gehört "stark berauchter rasta sticht nach einem langen dancehall abend lesbenpärchen in u-bahn tot"???? oder schon mal gehört " jugendliche erschlagen 40 jährigen man an s-bahn"??? bitte seit nicht blind und tut da was wo es viel viel nötiger ist!!! protact i an i! selassia first

  • MW
    Mal wieder Ich

    zu Toby und dem Begriff "menschenwürdigem Alltag":

     

    vllt sollten wir in diesem Zusammenhang definieren, was denn alles darunter zu verstehen wäre....

    Basic Human Needs?

     

    Dancehall kommt ausschließlich aus Kingston. Kingston ist geteilt in zwei Hälften. Der reiche Norden und der arme Süden: Downtown. Downtown besteht aus vielen Vierteln, einige sind noch Slums (s. Trenchtown, in der immer noch keine Wasserleitungen vorhanden sind und auch somit kein Abwassersystem. Die Menschen verrichten ihre Bedürfnisse in Mülltüten, die dann auf der anderen Strassenseite entsorgt werden und auch irgendwann verbrannt...Gibt immer einen sehr netten Geruch in den Gegenden). Einige andere sind bisschen besser dran und es gibt noch die "Garrisonen". (Siehe Tivoli, welches vor paar Tagen gestürmt wurde und die Polizei und Armee mal wieder einige Tote hinterlassen hat. Wieviele wirklich gestorben sind und wieviel davon wirklich kriminell waren, werden wir wohl nie erfahren, denn die jamaikanische Polizei bis hin zur Regierung ist extrem korrupt und auch bestimmt nicht an Aufklärung interessiert. Sonst wären wohl die Reporter und NGO´s nicht komplett ausgeschlossen worden. De facto war es ein zwei Tage urbaner Krieg. Hat nichts mit Homophobie zu tun, aber mit der Situation in den die Menschen dort leben. Die Polizei verhaftet grundsätzlich nicht in den armen Gegenden. Tote sind Tagesordnung.

    Vllt sollte man hier auch hervorheben, das Frau Cooper mit Arbeiterschicht wohl auch die Arbeitslosenschicht meint. Die meisten der Bewohner von Downtown verdienen ihr Geld mit verschiedenen Tätigkeiten von Alles-Verkaufen und Taxifahren etc. Feste Anstellungen gibt es kaum für junge Männer. Die Frauen haben die Vorteile als Servicekräfte angestellt zu werden.

    Ich könnte noch einiges zur sozialen Situation dort sagen. Kurz gefasst: fast alle jungen Kerle arbeitslos, die Polizei erschießt grundsätzlich vorm Fragen-Stellen und das in einem urbanen Dschungel, in dem es stinkt und dreckig ist, wo der Müllwagen einmal im Monat auftaucht, wo die Menschen im Stich gelassen sind und immer noch Opfer von Rassismus sind. (Als Weisser hast du es viel leichter in Jamaika). Ein Ort, der nicht menschenwürdig ist, nach europäischem Verständnis.

     

    Und von diesen Dritt-Welt-Bewohnern verlangen wir ein hohes Mass an Toleranz für Homosexuelle? Die Strukturen müssen verändert werden und somit entsteht die Toleranz. Aber welch Arroganz ist es aus unserem goldenen Turm herabblickend auf die Welt auf andere zu zeigen, wo doch unsere humanistischen Errungenschaften auch keine jahrhunderte alte Tradition besitzen.

     

    Übrigens ist die Gewalttätigkeit in Jamaika ein Import des Westens. So wie auch die Freikirchen, Instrumente der Gehirnwäsche und Manipulation, die extrem noch die Fahne der Homophobie hochhalten. Dafür müssten aber wohl einige hier zuviel lesen...und das wäre zuviel verlangt....

  • D
    dingdong

    guter ansatz! hätte jedoch tiefgründiger und länger sein können.

  • T
    Toby

    o.k.

    Die martialischen Gewaltaufrufe sind also bedingt metaphorisch. Man muß also als schwuler Jamaikaner nicht zwingend damit rechnen, gelyncht zu werden. Man muß nur damit klar kommen, daß auf jeder Party aus den Boxen dröhnt, daß man ein Dreck ist und anschließend kann man sich ja mit anderen Entarteten in irgendwelchen Winkeln hinter verschlossenen Türen verkriechen, wo einen die "Normalen" nicht sehen müssen.

    Na, das ist doch fein.

     

    Bei allem respektvollen (oh ja!) Interesse für die kulturellen Hintergründe muß klar bleiben: so sieht kein menschenwürdiger Alltag aus. Übrigens auch nicht für den, der ein so martialisches Abgrenzen nötig hat. Und das kann auch ein Jamaikaner begreifen. Wie übrigens auch ein Marzahner oder ein Finsterwalder oder weiß der Geier wer.

    Nur - wie?

  • K
    kartoffelkopf

    danke für das interview, ein wichtiger schritt in der debatte.

  • C
    champanda

    Fantastisches Interview!

     

    Vielen Dank, wird weiterempfohlen.

  • FJ
    Frank J.

    Forward, Carolyn Cooper!

  • B
    blub

    Es ist ja beruhigend zu wissen, dass Homosexuelle sich in Jamaika schon immer heimlich und ungeoutet verstecken durften.

  • J
    Jochen_Muc

    So kann mans auch schön reden.

     

    Es geht bei dieser Diskussion allein darum, dass bestimmte Sänger und Gruppen in ihren Liedtexten MORDAUFRUFE gegen Schwule und Lesben starten!

     

    Dass sich die Homosexuellen dagegen wehren ist doch normal und richtig.

     

    Es geht nicht gegen eine Musikrichtung!

    Diese Sänger sollen ihre schäbigen Texte mit Mordaufrufen gegen Menschen weglassen, dann sagt kein Mensch mehr was.

  • S
    Simo

    Was für ein unglaublich tendenziös geführtes Interview! Shame on you, taz! Als Berufskollegin finde ich es unfassbar! Warum Fragen stellen, wenn man die Antworten bereits impliziert und geradezu vorformuliert!

    Ach und natürlich haben Homophobie und Rassismus etwas gemeinsam - sie gehen Hand in Hand. Das belegen aktuelle Studien zum Thema. Aber das wäre whrscheinlich zu viel an Recherche, sich vorab mal damit zu beschäftigen.

    Schade, eine interessante Frau, die ein spannendes Interview mit den entsprechenden Nachfragen hätte geben können!

  • GJ
    Gerd Johannes

    Ein sehr interessantes Interview muss ich feststellen.

     

    ---

     

    Auffallend an Jamaica finde ich, das es mittlerweile im Jahre 2010 eine gesellschaftliche Sonderstellung auf dem Kontinent Amerika im Bereich "Homosexualität" einnimmt.

     

    Während auf dem amerikanischen Festland fast überall homosexuelle Handlungen legal sind (Ausnahme die relativ unbekannten Länder Belize und Guyana), finden sich nur noch auf einigen kleineren karibischen Inselstaaten Strafbarkeitsbestimmungen, wobei Jamaica hierbei die größte unabhängige Insel ist.

     

    --

    Bei dem ansonsten guten Artikel fehlt mir in der Betrachtung, das Kriterium des Inselstatus von Jamaica.

     

    Jamaica ist nunmal eine "kleine" Insel in der Karibik. Das kling "banal", ist aber in seiner Konsequenz von hoher Bedeutung.

  • L
    lounger

    Na endlich mal was Differenziertes und Kenntnisreiches zum Thema. In einigen zentralen Argumenten übrigends erstaunlich nah an Gentleman neulich.