piwik no script img

Cappuccino-Kid mit Koteletten

■ Mit unbedingtem Stilbewußtsein vertäut Paul Weller auch im zwanzigsten Jahr seiner Karriere White Soul und Rock

Er sieht gerade unfrisiert gut aus und trägt immer die richtigen Koteletten zur richtigen Zeit. Kein Zweifel, Paul Weller hat „style“wie nur wenige. Kein Zweifel, Paul Weller ist „british“wie nur wenige. Wenn er auf dem Cover seiner aktuellen CD Heavy Soul aus einem stinknormalen Reihenhaus auf eine stinknormale Londoner Straße tritt – dann sitzt trotz aller Schnappschußästhetik alles. Nur eines der Häuser ist gelb angemalt und kontrastiert mit violetten Vorhängen. Die Alternative.

Das ist nichts neues, aber Paul Weller gibt sich auf Heavy Soul auch nicht gerade experimentierfreudig. Dabei ließe sich dieser Titel als Wegweiser verstehen für einen neuartigen musikalischen Genrebastastard. Doch Paul Weller findet auch Buchstaben einfach trés chic. So hatte er die Wortschöpfung auf einer Blue-Note-Platte aus den 50er Jahren entdeckt. Aber das hat keine weitere Bedeutung für ihn. Nach eigenem Bekunden wollte Paul Weller einfach nur einen Song schreiben und ihn „Heavy Soul“nennen. So etwas sagt nur Paul Weller, der Stilpolizist.

Und er nennt gleich zwei Stücke so – ganz altmodisch als Ouvertüren für die beiden Schallplattenseiten. Beide rocken ordentlich los, wie es ihm schon auf Stanley Road und Wild Wood unterlief. Doch dabei sieht Paul Weller dann gar nicht mehr gut aus. Bei seinen Balladen findet er allerdings auch im 20. Jahr seiner Karriere zu seiner lässigen Eleganz zurück, von der live immer etwas zu merken ist. vom

Do, 30. Oktober, 21 Uhr, Docks

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen