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Capitals schmelzen langsam vom Eis

Eishockeyclub zahlungsunfähig. Geschäftsführer tritt nach Streit mit Hauptsponsor zurück. Spieler trainieren noch

Nach dem Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit hoffen die Berlin Capitals weiter auf Rettung, obwohl sich die Geschäftsstelle in Auflösung befindet und Spieler und Vereinsangestellte weiter auf ihr Geld warten. Nach dem Rücktritt von Geschäftsführer Reinhard Hofmann zum Wochenende nach nur viermonatiger Tätigkeit erscheint der Ausweg für den Berliner DEL-Vertreter aus der Finanzkrise aber immer unwahrscheinlicher.

Der Verein sei nach dem Insolvenzantrag vom Mittwoch zwar „nicht automatisch tot“, sagte Hofmann am Donnerstag. Er habe jetzt drei Wochen Zeit, um die Dinge zu regeln. So lange dauere es im Normalfall bis zur Eröffnung des Verfahrens, sagte der scheidende Geschäftsführer, der sein Amt wegen Differenzen mit Hauptgesellschafter Egon Banghard zur Verfügung stellte.

Ein positiver Ausgang für den mit 600.000 Euro verschuldeten Club wird immer unwahrscheinlicher. 1,7 Millionen Euro benötigt der Tabellenelfte der Deutschen Eishockeyliga, um die Saison zu Ende zu spielen. Gegenwärtig sei jedoch nicht einmal das Portogeld für die Geschäftspost vorhanden, sagte Hofmann. Die Geschäftsstelle befindet sich in Auflösung, nachdem die Mehrzahl der Mitarbeiter noch in dieser Woche ihre Tätigkeit einstellen will. Die verärgerten Spieler trainierten am Donnerstag noch.

All zu viele Lösungswege stehen den Capitals nicht mehr zur Verfügung. Eine Investorengruppe sei bereit gewesen, den Verein zu 100 Prozent zu übernehmen. Dazu hätte Hauptsponsor Banghard seine Anteile (97,38 Prozent) zur Verfügung stellen und auf sein Darlehen (geschätzte zehn Millionen Euro) verzichten müssen. „Dazu ist er offensichtlich nicht bereit“, betonte Hofmann. Meldet der Club Konkurs an, geht der Bauunternehmer, der als wiederholter Retter der Capitals nun in großen geschäftlichen Schwierigkeiten stecken soll, allerdings gänzlich leer aus.

Alle Hoffnungen ruhen jetzt auf dem vor der Olympiapause zurückgetretenen Generalmanager Andreas Hahn, der über eine Sponsorengruppe eine siebenstellige Summe zur Verfügung stellen will. Das Geld werde aber erst dann fließen, wenn Geschäftsführer Hofmann zurückgetreten sei. „Jetzt wird sich zeigen, was diese Worte wert sind“, zweifelt Hofmann.

Selbst wenn die Saison zu Ende gespielt werden kann, wird die DEL bei Insolvenzeröffnung nach dem letzten „Sommertheater“ in Berlin kaum eine neue Spielgenehmigung für den nächsten Winter erteilen. DPA

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