■ DIE ANDEREN: Canard
Golfkrieg und Mitterrand
Ein Zusammenprall am Golf würde für eine gewisse Zeit das Dilemma lösen, vor dem Staatspräsident Mitterrand steht: zu wissen, ob er bald oder später einen Nachfolger für Premierminister Rocard suchen soll oder nicht. In einem solch kritischen Augenblick ändert man die Regierung nicht, selbst wenn man den Verteidigungsminister auswechseln kann. Aber wenn der Krieg gegen den Irak länger dauern sollte, wenn das französische Expeditionskorps direkt einbezogen wäre, dann würden die Meinungen in Frankreich zweifellos umschwenken. Denn die Kommunisten, die Rechtsradikalen, ein Teil der Sozialisten und der Rechten sind gegen jede militärische Beteiligung Frankreichs an dem Konflikt. Sei es aus Prinzip, aus Pazifismus oder wegen der Weigerung, Hilfstruppe in einem „amerikanischen Krieg“ zu spielen. Zweifellos rechnet Mitterrand damit, daß nach dem Konflikt die Zeit der internationalen Konferenzen kommen wird, und daß er dann wieder brillieren kann — nicht nur am Tischende, sondern als Hauptfigur mit dem Einfluß des großen Vermittlers auch zwischen Israel und der PLO. Das ist eine Rolle, die er seit langem ersehnt.
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