Campina verkauft Fleischersatzprodukt: Schweineschnitzel aus Milch
Wie gesund und klimafreundlich ist Fleisch aus Milch? Das Fleischersatzprodukt "Valess" schadet Mensch und Umwelt womöglich mehr als echte Schweine und Rinder.
Die Panade ist goldbraun, das Innere weiß und bissfest: Kein Zweifel, "Valess", ein Fleischersatzprodukt aus Milch der Molkereifirma Campina sieht einem herkömmlichen Schweineschnitzel verblüffend ähnlich. Gesund soll es auch noch sein. Und klimafreundlich - sagt jedenfalls der Hersteller. Verbraucherzentralen sind da anderer Auffassung.
Ernährungsexperten weisen immer wieder darauf hin, dass in Deutschlands Küchen Wurst, Schnitzel und Co. eine zu dominante Rolle spielen. Sie empfehlen einen täglichen Fleischkonsum von 60 bis 80 Gramm - der wurstbegeisterte Durchschnittsdeutsche jedoch isst jeden Tag mehr als doppelt so viel. Verzicht wäre im Prinzip gesund.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der sonntaz am 20./21. Juni 2009 - ab Samstag zusammen mit der taz am Kiosk.
Außerdem, betont etwa die ernährungskritische Organisation Foodwatch, ist die Tierhaltung in Deutschland für rund 70 Prozent des Treibhausgasausstoßes in der Landwirtschaft verantwortlich. Hier hakt Campina ein: Während bei der Produktion eines Kilogramms Schweinefleisch rund 14 Kilogramm Kohlendioxid (CO2) freigesetzt würde, betrage der CO2-Produktionsausstoß eines Kilos Valess lediglich 4,5 Kilogramm.
Aber diese Zahlen sind umstritten: Die Lebensmittelexpertin Hedi Grunewald von der Verbraucherzentrale Niedersachsen berechnet für die Produktion eines Kilogramms Schweinefleisch nur 3,2 Kilogramm CO2-Ausstoß - wenn das stimmt, wäre Valess klimaschädlicher als Fleisch.
Die Studie des privaten Umweltforschungsinstituts CE Delft, auf die sich Campina beruft, hält das Unternehmen mit Verweis auf Betriebsgeheimnisse strikt unter Verschluss. Wegen der Zugabe von Verdickungsmittel und Aromen steht für Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg fest: "Valess ist keine gesunde Alternative."
Glücklich sind hingegen die Milchbauern, die auf stärkere Nachfrage im verfallenden Markt hoffen, und der Vegetarierbund. Dessen Chef Thomas Schönberger sieht in der Tatsache, dass Fleischersatzprodukte inzwischen im Discountersupermarkt angeboten werden, "ein Symbol dafür, dass sich was ändert. Vegetarische Ernährung kommt in die Mitte unserer Gesellschaft".
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