Call-Center-Messe: Kampf den negativen Schlagzeilen
Die Call-Center-Branche kämpft mit ihrem schlechten Image. Ein verbindlicher Mindestlohn soll Abhilfe schaffen. Wann der jedoch kommt, steht in den Sternen.
BERLIN taz | "Mit gemischten Gefühlen", sagt Manfred Stockmann, Präsident des Call-Center-Verbands Deutschland, auf der jährlichen Branchenmesse, sehe er die aktuelle Situation. Einerseits sei trotz Krise ein leichter Aufwärtstrend zu erkennen. "Andererseits haben wir uns selbst vor schwer lösbare Herausforderungen gestellt." Die betreffen vor allem fehlende Arbeitskräfte und das anhaltend schlechte Image der Branche.
Abhilfe schaffen will man nun mit einem verbindlichen Mindestlohn. Im November hat die Mitgliederversammlung des Call-Center-Verbandes den Vorstand beauftragt, die Gründung eines Arbeitgeberverbandes in die Wege zu leiten, sie führt nun Verhandlungen mit den größten deutschen Unternehmen. Steigen genug davon ein, könnte der neue Verband Verhandlungen mit den Gewerkschaften aufnehmen.
Bis zur nächsten Messe, hofft Stockmann, könnte der Verband stehen; bis der Mindestlohn tatsächlich erreicht ist, wird es wohl noch deutlich länger dauern. Bis dahin soll die Nachricht schon mal gegen das schlechte Image der Branche helfen. "Wir müssen den negativen Schlagzeilen positive entgegensetzen", sagt Stockmann.
Die anderen 1 Prozent
Deutschland hat sich nach Großbritannien als zweiter großer Markt für Callcenter in Europa etabliert, berichtet Vincent Vanden Bossche, Präsident des europäischen Verbandes ECCCO. Rund 450.000 Menschen würden in Callcentern arbeiten, etwa 1 Prozent der arbeitenden Bevölkerung.
Der Verband hat zusammen mit einigen großen Unternehmen eine europaweite Studie zur Callcenter-Wirtschaft begonnen. Laut ersten Ergebnissen leben in Europa rund 3 Millionen Menschen von der Callcenter-Arbeit, über 70 Prozent sind Frauen. Die Lohnunterschiede sind gewaltig, sie reichen von 650 Euro in Portugal bis über 4.000 Euro in der Schweiz. Ungeachtet der Probleme in der Branche: Bossche geht von weiterem Wachstum aus. Bis 2020, so schätzt er, könnten 7 bis 8 Millionen Euro im Bereich Callcenter arbeiten. In den USA, dem Vorreiter, seien es heute schon 3 Prozent der arbeitenden Bevölkerung.
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