piwik no script img

CSUler zu Europaskepsis seiner Partei"Merkel ist unsere Kanzlerin"

Der Straßburger CSU-Parlamentarier Manfred Weber sieht den Kompromiss von Banz als Erfolg der Europapolitiker in der Partei.

Rückzieher? Nein, die CSU sei auf Kurs geblieben, meint Europaabgeordneter Weber. Bild: dpa
Interview von Ralph Bollmann

taz: Herr Weber, ist die CSU eine europafeindliche Partei?

Manfred Weber: Ganz im Gegenteil. In der aktuellen Diskussion geht es uns nur darum, die Parlamente zu stärken - neben dem Europaparlament eben auch den Deutschen Bundestag.

Warum werfen Ihnen CDU-Kollegen dann Populismus vor?

Im wesentlichen Punkt sind wir uns doch einig. Dass der Bundestag künftig mehr mitreden muss, wenn Gesetzgebungskompetenzen nach Brüssel wandern, ist nach dem Urteil des Verfassungsgerichts völlig klar. Jetzt geht es um den parlamentarischen Alltag. Wir wollen, dass Minister grundsätzlich an Arbeitsaufträge des Bundestags gebunden sind. Das ist eine Chance, um europäischen Themen endlich mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers fordert aber, das Votum der Verfassungsrichter durch eine Änderung des Grundgesetzes auszuhebeln - und die Vereinigten Staaten von Europa zu schaffen.

Dann müsste der Kollege Rüttgers auch der Forderung der CSU nach Volksentscheiden zustimmen. Gegen die Vereinigten Staaten von Europa als langfristige Vision habe ich doch gar nichts. Das geht aber nur, wenn wir dazu verbindlich das Volk befragen. Worüber sollten die Bürger sonst befinden, wenn nicht über solche großen Fragen?

Per Volksentscheid könnte man die Rechte des Bundestages also aushebeln?

Die europäische Einigung bedeutet nicht die Abschaffung der Mitgliedsstaaten. In Deutschland oder den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es schließlich auch starke Bundesländer.

Nach der Klausur in Banz ist plötzlich von einer schnellen Einigung die Rede. Hat die CSU einen Rückzieher gemacht?

In der Sache bleibt die CSU auf Kurs. Aufgrund der Debatte in der letzten Woche ist aber klar: Ein zu hundert Prozent imperatives Mandat, das zur Lähmung der Alltagspolitik geführt hätte, ist vom Tisch. Das ist ein Erfolg der Europapolitiker.

Stimmt die alte Rechnung noch, dass sich die CSU immer nur im Konflikt mit der Bundespolitik profilieren kann?

Die CSU ist und bleibt eine eigenständige Partei in Deutschland. Wir waren als Union immer erfolgreich, wenn wir solche Debatten auch in aller Sachlichkeit austragen haben.

Wie werden Sie die Kanzlerin auf dem Parteitag empfangen?

Mit sehr viel Sympathie, das ist doch klar. Angela Merkel ist unsere Kanzlerin - jetzt und in Zukunft.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!