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CSU „behandelt“ Koalitionsfrage

■ Junge Union fordert CDU zum Ausstieg aus dem Bündnis auf / Vogel: Gewalt in Chile legitim

Berlin (dpa/taz) - Im Streit um die Aufnahme der 15 chilenischen Oppositionellen hat der SPD– Vorsitzende Hans–Jochen Vogel den gewaltsamen Widerstand in Chile für legitim erklärt. Der Koalitionskrach zwischen CDU und CSU hat derweil weiter an Heftigkeit zugenommen. Der Hamburger und der saarländische Landesverband der Jungen Union forderten einen Ausstieg der CDU aus dem Bündnis mit der CSU. Bundesinnenminister Zimmermann (CSU) bestätigte, daß auf einem zunächst geheimgehaltenen Treffen der fünf im Kohl–Kabinett vertretenen CSU–Minister in München unter Leitung von CSU–Chef Strauß über die Koalition gesprochen worden sei. In der Fernsehsendung Brennpunkt sagte Zimmermann am Mittwoch abend: „Auch die Koalitionsfrage ist dort behandelt worden“. In einem längeren Telefongespräch mit dem im Urlaub weilenden Kanzler Kohl hat sich Strauß unterdessen persönlich in den Streit eingemischt. Über den Inhalt des Gesprächs wurde allerdings nichts bekannt. Wann das angekündigte Treffen Zimmermanns mit dem Kanzler stattfindet, war bis zu Redaktionsschluß nicht klar. Arbeitsminister Blüm, der inzwischen in Brasilien ist, will heute einen Mitarbeiter mit seinem „Erfahrungsbericht über Chile“ nach Bonn schicken. Fortsetzung auf Seite 2 Der SPD–Vorsitzende Vogel hält ein Ausscheiden der fünf CSU– Minister aus dem Kohl–Kabinett nicht mehr für unwahrscheinlich. In einem Radiointerview sagte er: „Seit Beginn der Regierungszeit Kohls ist das Zerwürfnis innerhalb der Regierung noch nie so groß gewesen“. Zimmermanns Argumentation, bei den 15 Todeskandidaten handle es sich um Mörder und Terroristen, quittierte Vogel mit den Worten:“In Chile ist die Voraussetzung für ein Recht auf gewaltsamen Widerstand gegeben“. Vogel meinte ferner, daß hinter dem Koalitionsstreit eine Auseinandersetzung zwischen Strauß und Geißler um die Richtung der Unionspolitik stehe. Eine Blitzumfrage der „Gesell schaft für Sozialforschung Hamburg“ unter 1.000 Bundesbürgern hat jetzt ergeben, das 70 Prozent eine Aufnahme der Todeskandidaten begrüßen würden. Drei Viertel aller Befragten halten ein klares Wort des Kanzlers für notwendig. Der Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Martin Kruse, forderte ebenfalls eine „schnelle Entscheidung, um Solidarität mit den Gefolterten zu zeigen“. Auch die Vorsitzenden der Jungen Union und des Ringes Christlich– Demokratischer Studenten (CDS), Böhr und Hardt, haben Blüm gegen Kritik aus den Reihen der CSU in Schutz genommen. Am Donnerstag erklärten sie, Blüms Einsatz für die Menschenrechte sei ein für Christdemokraten selbstverständliches Verhalten. Wer sein mutiges Eintreten gegen Folter und Diktatur als „Disziplinlosigkeit“ diffamiere, müsse sich fragen lassen, wie es um sein christlich–soziales Weltbild bestellt sei. time

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