CSU-Generalsekretär schweigt zu Olympia: Lautsprecher, mundfaul
Alle reden über Garmisch als Austragungsort der Winterspiele 2018. Nur der CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hält sich zurück. Dabei liegt Garmisch in seinem Wahlkreis.
MÜNCHEN taz | Olympia 1980 in Lake Placid: Langläufer Jochen Behle ist nach einer guten Zwischenzeit nicht mehr im Bild zu sehen. ZDF-Reporter Bruno Moravetz fragt immer wieder aufgeregt: "Wo ist Behle?" Irgendwann taucht Behle wieder auf und beendet das 15-km-Rennen auf dem zwölften Platz. In wenigen Wochen, am 6. Juli 2011 in Durban, wird ein anderes olympisches Rennen entschieden. München besitzt noch Chancen, gemeinsam mit Schönau am Königssee und Garmisch-Partenkirchen Gastgeber der Olympischen Winterspiele 2018 zu werden.
Dass die Bewerbung überhaupt noch Chancen hat, liegt auch am Engagement der Staatsregierung. Schon vor Monaten hat sich Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) in die Bewerbung eingemischt: Er schickte immer wieder Vertreter der Staatskanzlei nach Garmisch-Partenkirchen, um im Grundstücksstreit zu vermitteln. Seehofer selbst war vor dem Bürgerentscheid am 8. Mai noch einmal im Ort, um das Aus der Bewerbung zu verhindern.
Sein Innenminister Joachim Herrmann ließ Olympia-Aufkleber an 1.400 Polizeiautos anbringen. Die Vorderen der CSU kämpfen um die Olympischen Spiele - seit Neuestem ist auch Innenminister Hans-Peter Friedrich mit von der Partie.
Nur der eigentliche Lautsprecher in der Partei schweigt. Generalsekretär Alexander Dobrindt äußert sich nicht zum Thema Olympia - obwohl Garmisch-Partenkirchen in seinem Bundestagswahlkreis liegt. Einmal, direkt nach dem Bürgerentscheid pro Olympia, gab es ein Statement von Dobrindt auf der CSU-Homepage: "Große Projekte wie eine Winterolympiade brauchen das Erklären, das Zuhören und das gemeinsame Diskutieren."
Als Olympiade wird die Zeit zwischen Olympischen Spielen bezeichnet - Dobrindt meint vermutlich die Spiele selbst. Aber über die Olympischen Spiele 2018 diskutieren will der Herr Generalsekretär nicht: "Da hält sich Dobrindt lieber raus", heißt es in Parteikreisen. Anfragen der taz ignorierte Dobrindt konsequent, auch mit anderen Medien möchte er nicht über Olympia sprechen.
Jetzt kommt die Zeit der wohlgewählten Worte
Besser weniger sprechen sollte der Garmischer Bürgermeister Thomas Schmid von der Wählervereinigung Christlich-Soziale Bürger, der immer wieder mit Alleingängen auf sich aufmerksam macht: Mitte Dezember hatte er den Antrag auf vorzeitige Besitzeinweisung für ein Grundstück auf der Kandahar-Abfahrt gestellt - ohne Beschluss in einem Gremium der Gemeinde. Das zuständige Landratsamt gab nun einer Dienstaufsichtsbeschwerde Recht.
"Veranlasst waren Hinweise zur künftigen Beachtung von internen Zuständigkeitsregeln", heißt es auf taz-Anfrage. Der Bürgermeister hat also seine Kompetenzen überschritten. Und muss noch mehr Ärger fürchten: Aktuell liegen im Landratsamt zwei weitere Aufsichtsbeschwerden gegen ihn vor. Der ehemalige Diplomat Schmid wertet die Rüge gegenüber der taz "als einen normalen, kommunalrechtlich zulässigen Vorgang".
Auch die Bewerbungsgesellschaft macht einen auf gute Miene: "Natürlich ist Schmid weiterhin voll bei der Bewerbung dabei", sagt Bewerbungschef Bernhard Schwank. Die Olympiaplaner können sich keine Querelen mehr leisten. Jetzt ist die Zeit der wohlgewählten Worte angebrochen. IOC-Vize Thomas Bach erklärte salbungsvoll: "Wir fühlen uns wie eine aufgewärmte Mannschaft in der Umkleidekabine. Jetzt gehen wir raus, um zu gewinnen." Die Münchner können die Entscheidung am 6. Juli auf einer Fanmeile mitverfolgen. Wo Dobrindt weilt, ist nicht bekannt.
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