CDs und Schlagstöcke: Razzia bei Rechtsrock-Versand
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen Hersteller und Vertreiber von rechter Rockmusik. Über 100 Beamte durchsuchten Wohnungen in Thüringen und Niedersachsen.
Besuch von Ermittlungsbeamten ist für das NPD-Bundesvorstandsmitglied Thorsten Heise nichts Neues. Gestern standen erneut Beamte vor seinem Haus im thüringischen Fretterode. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main wirft Heise vor, "Urheber und Vertreiber mehrerer Tonträger mit strafbaren rechtsextremistischen Inhalten zu sein". Über 100 Beamte durchsuchten am Dienstag Wohnungen in Thüringen und Niedersachsen.
Seit Jahren ist Heise im Rechtsrockgeschäft mit dabei. "Er gehört zu den wichtigsten Strippenzieher im Rechtsrock", betont Christian Dornbusch, der Studien über rechte Musik herausbrachte. Diese Musik sei für die NPD zu dem "ideologischen Transmitter" geworden, um Jugendliche gezielter anzusprechen. Zudem seien die Musik und die Fanartikel eine sehr "lukrative Finanzquelle".
Mit seinem Label "WB Records" produziert Heise, der im NPD-Vorstand für die Zusammenarbeit mit den Freien Kameradschaften zuständig ist, auch eigene CDs. Bei seinem "WB-Versand" können Fans aber auch Schutzwesten oder Schlagstöcke aus Stahl erstehen.
Aktuell leitet die Staatsanwältin Nadja Niesen die Ermittlungen gegen Heise wegen der CD "Kommando Freisler - Geheime Reichssache" ein. Diese im November 2003 erstmals in Australien produzierte CD genießt aufgrund der Mischung aus eingängigen Melodien bekannter Schlager und rechtsextremen Texten in der Szene "Kultstatus". Außerdem wird Heise vorgeworfen, für die Herstellung und den Vertrieb der Sampler "Northeim Live Vol I" und "Vol II" verantwortlich zu sein, ebenso für die Nachproduktion der CDs "Sturm 18 - Komm zu uns" und "Landser - White Cover". Für deren Erstproduktionen steht Heise bereits vor Gericht.
Besondere enge Verbindungen soll Heise über das internationale Netzwerk "Blood and Honour" (B&H) zur Szene im hohen Norden haben. 2000 wurde die deutsche B&H-Division verboten. Die skandinavischen Länder gelten in der rechten Szene seit Jahren als sicheres Vertriebsgebiet für radikale Tonträger.
Besuch von Ermittlungsbeamten erhielt am Dienstag auch das Liedermacherduo Michael und Annett Müller im niedersächsischen Bad Lauterberg. Regelmäßig bilden sie bei NPD-Veranstaltungen den musikalischen Rahmen, bei der Landtagswahl tritt das Ehepaar für seine Partei an.
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