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CDU noch sauer über Kohl-ÄußerungMehr Streit um Thierse

Der Union reichen Wolfgang Thierses Entschuldigungen für seine Kohl-Kritik nicht aus - obwohl der Altkanzler die Entschuldigung angenommen hat. Die SPD ist darüber zunehmend verärgert

"Ohne Kohl säße Thierse immer noch hinter Stacheldraht" - CDUler schießen beleidigt zurück. Bild: ap

BERLIN dpa/taz Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) sieht sich trotz seiner Entschuldigung bei Exkanzler Helmut Kohl weiter in der Kritik. Führende Unionspolitiker forderten ihn auf, sein Amt abzugeben. Fraktionschef Volker Kauder (CDU) warf ihm vor, er habe sich lediglich aus taktischen Gründen entschuldigt: "Thierse hat inhaltlich nichts zurückgenommen und damit seine Entschuldigung vollständig entwertet." Sein Stellvertreter Wolfgang Bosbach sowie FDP-Chef Guido Westerwelle erneuerten ihre Rücktrittsforderungen. Beck forderte dagegen: "Jetzt sollte es gut sein."

Mit Blick auf den Rücktritt von Franz Müntefering (SPD) wegen der schweren Erkrankung seiner Frau war Thierse in einem Interview mit den Worten zitiert worden: "Seine Frau im Dunkeln in Ludwigshafen sitzen zu lassen, wie es Helmut Kohl gemacht hat, ist kein Ideal." Hannelore Kohl litt unter einer Lichtallergie und nahm sich 2001 das Leben. Thierse hatte sich nach einer Welle der Empörung bei Kohl entschuldigt, der Exkanzler akzeptierte die Entschuldigung.

Der Union hingegen reicht das nicht. Besonders scharf äußerte sich der Generalsekretär der Südwest-CDU, Thomas Strobl, der auf Thierses Vergangenheit als DDR-Bürger anspielte: "Dabei würde dieser Herr Thierse heute immer noch im Dunkeln - nämlich hinter Mauern und Stacheldraht - sitzen, wenn nicht Helmut Kohl und die CDU die historische Chance ergriffen hätten." Ähnlich äußerte sich CSU-Chef Erwin Huber: "Er hätte die Meinungsfreiheit nicht, wenn es nicht einen Helmut Kohl gegeben hätte."

Bei der SPD sorgen diese Angriffe mittlerweile für Unmut. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Gunter Weißgerber, Mitorganisator der Leipziger Montagsdemonstrationen vor der Wende, ermahnte die Union, keine "Geschichtsklitterung" zu betreiben. "Die europäische Freiheitsbewegung begann im Osten und nicht mit Helmut Kohl", sagte er.

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12 Kommentare

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  • D
    dermitmigrationshintergrund

    Der Fall der Mauer wurde bewirkt durch die Politik von Gorbatschow und dem mutigen Auftreten der Menschen in der DDR gegen das demokratiefeindliche SED-Regime. Der Schmarotzer Helmut Kohl ist lediglich erfolgreich auf den fahrenden Zug aufgesprungen. Helmut Kohl ist nicht der Kanzler der deutschen Einheit, sondern der Kanzler "zur Zeit" der deutschen Einheit. Das ist ein Unterschied. Im übrigen sollten sich CDU/CSU mit Anmerkungen über die DDR zurückhalten, da auch sie mit der Ost-CDU und der Bauernpartei zwei "Blockflöten" geschluckt haben ohne das jemals eine "Aufarbeitung" stattgefunden hatte. Für seine in der Tat niveaulosen Äußerungen hat sich Herr Thierse mittlerweile entschuldigt. Aber bedanken muss er sich beim Verfassungsbrecher Helmut Kohl nicht im geringsten.

  • A
    Alster

    Die SPD sollte besser über sich selbst

    verärgert sein. Denn was die sich seit

    Schröder leistet geht auf keine Kuhhaut.

    Die Äußerung von Thierse hat dessen Gegner auf den Plan gerufen. Und wenn der Schuh nicht gepasst hätte, wäre

    dessen Äußerung als 'Dummes Geschwätz' betitelt worden Jetzt, da man eine

    Affäre draus macht, bleibt etwas hängen.

    Und das scheint die Rache der SPD an

    Kohl zu sein.

  • A
    Alster

    Offensichtlich passt der Schuh. Würde man sonst solch einen Wind um die Äußerung von Thierse machen.

  • AS
    Andreas Schulz

    manchmal macht mich die dummheit und dreistigkeit unserer politiker echt wütend. ick weeß nich uff welcher droge der hinterbänkler mdb strobl war, hab vorher noch nie wat von dem typen jehört, als er die obrige entäußerung von sich jab, icke jedenfalls hab mir ne flasche wein entkorkt und ihm folgende email geschrieben. bin mal jespannt, ob der antworten kann.

     

    Sehr geehrter Herr Strobl,

     

    mit Entsetzen habe ich soeben folgende Äußerung von Ihnen in der Online Ausgabe der taz gelesen: "Dabei würde dieser Herr Thierse heute immer noch im Dunkeln - nämlich hinter Mauern und Stacheldraht - sitzen, wenn nicht Helmut Kohl und die CDU die historische Chance ergriffen hätten." Diese Äußerung, sollte sie korrekt wiedergegeben sein, stellt nicht nur eine Beleidigung des MdB Thierse dar, sondern ist auch eine Beleidigung aller Bürger der ehemaligen DDR.

    Schließlich war es nicht Herr Kohl mit seiner unsäglichen Sehnsucht nach dem Mantel der Geschichte, der die Veränderungen in der DDR herbeigeführt hat, sondern es waren wir DDR Bürger selbst. Gerade Herr Thierse als Bürgerrechtler und Mitbegründer der der SDP, die sich später mit der SPD vereinigt hat, hat wesentlich mehr Anteil an der Wiedervereinigung als Dr. Helmut Kohl.

    Für Helmut Kohl und Ihre CDU waren die Ereignisse in der DDR doch nur eine Chance aus den schlechten Umfrageergebnissen herauszukommen und die Bundestagswahlen 1990 zu gewinnen. Und die haben sie genutzt mit haltlosen Versprechungen von "blühenden Landschaften" etc. Aber wie miserabel Herr Dr. Kohl und Ihre CDU diese Chance verspielt haben, zeigt unter anderem die Tatsache, daß noch heute 18 Jahre nach der Wiedervereinigung jährlich fast genauso viele Menschen die neuen Bundesländer Richtung Westen verlassen, wie damals die DDR. Mauer und Stacheldraht sind zwar verschwunden, aber dunkel ist es in diesem Land noch immer. Und für arme und kranke Menschen ist es Dank der "Reformen" finster geworden.

    Ich war über die Äußerung von Herrn Thierse auch erschrocken und fand sie weit unter seinem Niveau, aber er hat sich entschuldigt und Herr Kohl, der ja Erfahrung mit politischen Faux pas hat, hat diese Entschuldigung angenommen. Ihre Beleidigung Herr Strobl war absolut überflüssig.

    Ich denke nun ist es Zeit für Sie sich zu entschuldigen! Und nicht nur bei Herrn Thierse, sondern auch bei den Bürgern der ehemaligen DDR, die Sie wider aller historischen Tatsachen mit Ihrer verbalen Entgleisung auch beleidigt haben.

     

    Mit freundlichen Grüßen

     

    Andreas Schulz

  • D
    dermitmigrationshintergrund

    Der Fall der Mauer wurde bewirkt durch die Politik von Gorbatschow und dem mutigen Auftreten der Menschen in der DDR gegen das demokratiefeindliche SED-Regime. Der Schmarotzer Helmut Kohl ist lediglich erfolgreich auf den fahrenden Zug aufgesprungen. Helmut Kohl ist nicht der Kanzler der deutschen Einheit, sondern der Kanzler "zur Zeit" der deutschen Einheit. Das ist ein Unterschied. Im übrigen sollten sich CDU/CSU mit Anmerkungen über die DDR zurückhalten, da auch sie mit der Ost-CDU und der Bauernpartei zwei "Blockflöten" geschluckt haben ohne das jemals eine "Aufarbeitung" stattgefunden hatte. Für seine in der Tat niveaulosen Äußerungen hat sich Herr Thierse mittlerweile entschuldigt. Aber bedanken muss er sich beim Verfassungsbrecher Helmut Kohl nicht im geringsten.

  • A
    Alster

    Die SPD sollte besser über sich selbst

    verärgert sein. Denn was die sich seit

    Schröder leistet geht auf keine Kuhhaut.

    Die Äußerung von Thierse hat dessen Gegner auf den Plan gerufen. Und wenn der Schuh nicht gepasst hätte, wäre

    dessen Äußerung als 'Dummes Geschwätz' betitelt worden Jetzt, da man eine

    Affäre draus macht, bleibt etwas hängen.

    Und das scheint die Rache der SPD an

    Kohl zu sein.

  • A
    Alster

    Offensichtlich passt der Schuh. Würde man sonst solch einen Wind um die Äußerung von Thierse machen.

  • AS
    Andreas Schulz

    manchmal macht mich die dummheit und dreistigkeit unserer politiker echt wütend. ick weeß nich uff welcher droge der hinterbänkler mdb strobl war, hab vorher noch nie wat von dem typen jehört, als er die obrige entäußerung von sich jab, icke jedenfalls hab mir ne flasche wein entkorkt und ihm folgende email geschrieben. bin mal jespannt, ob der antworten kann.

     

    Sehr geehrter Herr Strobl,

     

    mit Entsetzen habe ich soeben folgende Äußerung von Ihnen in der Online Ausgabe der taz gelesen: "Dabei würde dieser Herr Thierse heute immer noch im Dunkeln - nämlich hinter Mauern und Stacheldraht - sitzen, wenn nicht Helmut Kohl und die CDU die historische Chance ergriffen hätten." Diese Äußerung, sollte sie korrekt wiedergegeben sein, stellt nicht nur eine Beleidigung des MdB Thierse dar, sondern ist auch eine Beleidigung aller Bürger der ehemaligen DDR.

    Schließlich war es nicht Herr Kohl mit seiner unsäglichen Sehnsucht nach dem Mantel der Geschichte, der die Veränderungen in der DDR herbeigeführt hat, sondern es waren wir DDR Bürger selbst. Gerade Herr Thierse als Bürgerrechtler und Mitbegründer der der SDP, die sich später mit der SPD vereinigt hat, hat wesentlich mehr Anteil an der Wiedervereinigung als Dr. Helmut Kohl.

    Für Helmut Kohl und Ihre CDU waren die Ereignisse in der DDR doch nur eine Chance aus den schlechten Umfrageergebnissen herauszukommen und die Bundestagswahlen 1990 zu gewinnen. Und die haben sie genutzt mit haltlosen Versprechungen von "blühenden Landschaften" etc. Aber wie miserabel Herr Dr. Kohl und Ihre CDU diese Chance verspielt haben, zeigt unter anderem die Tatsache, daß noch heute 18 Jahre nach der Wiedervereinigung jährlich fast genauso viele Menschen die neuen Bundesländer Richtung Westen verlassen, wie damals die DDR. Mauer und Stacheldraht sind zwar verschwunden, aber dunkel ist es in diesem Land noch immer. Und für arme und kranke Menschen ist es Dank der "Reformen" finster geworden.

    Ich war über die Äußerung von Herrn Thierse auch erschrocken und fand sie weit unter seinem Niveau, aber er hat sich entschuldigt und Herr Kohl, der ja Erfahrung mit politischen Faux pas hat, hat diese Entschuldigung angenommen. Ihre Beleidigung Herr Strobl war absolut überflüssig.

    Ich denke nun ist es Zeit für Sie sich zu entschuldigen! Und nicht nur bei Herrn Thierse, sondern auch bei den Bürgern der ehemaligen DDR, die Sie wider aller historischen Tatsachen mit Ihrer verbalen Entgleisung auch beleidigt haben.

     

    Mit freundlichen Grüßen

     

    Andreas Schulz

  • D
    dermitmigrationshintergrund

    Der Fall der Mauer wurde bewirkt durch die Politik von Gorbatschow und dem mutigen Auftreten der Menschen in der DDR gegen das demokratiefeindliche SED-Regime. Der Schmarotzer Helmut Kohl ist lediglich erfolgreich auf den fahrenden Zug aufgesprungen. Helmut Kohl ist nicht der Kanzler der deutschen Einheit, sondern der Kanzler "zur Zeit" der deutschen Einheit. Das ist ein Unterschied. Im übrigen sollten sich CDU/CSU mit Anmerkungen über die DDR zurückhalten, da auch sie mit der Ost-CDU und der Bauernpartei zwei "Blockflöten" geschluckt haben ohne das jemals eine "Aufarbeitung" stattgefunden hatte. Für seine in der Tat niveaulosen Äußerungen hat sich Herr Thierse mittlerweile entschuldigt. Aber bedanken muss er sich beim Verfassungsbrecher Helmut Kohl nicht im geringsten.

  • A
    Alster

    Die SPD sollte besser über sich selbst

    verärgert sein. Denn was die sich seit

    Schröder leistet geht auf keine Kuhhaut.

    Die Äußerung von Thierse hat dessen Gegner auf den Plan gerufen. Und wenn der Schuh nicht gepasst hätte, wäre

    dessen Äußerung als 'Dummes Geschwätz' betitelt worden Jetzt, da man eine

    Affäre draus macht, bleibt etwas hängen.

    Und das scheint die Rache der SPD an

    Kohl zu sein.

  • A
    Alster

    Offensichtlich passt der Schuh. Würde man sonst solch einen Wind um die Äußerung von Thierse machen.

  • AS
    Andreas Schulz

    manchmal macht mich die dummheit und dreistigkeit unserer politiker echt wütend. ick weeß nich uff welcher droge der hinterbänkler mdb strobl war, hab vorher noch nie wat von dem typen jehört, als er die obrige entäußerung von sich jab, icke jedenfalls hab mir ne flasche wein entkorkt und ihm folgende email geschrieben. bin mal jespannt, ob der antworten kann.

     

    Sehr geehrter Herr Strobl,

     

    mit Entsetzen habe ich soeben folgende Äußerung von Ihnen in der Online Ausgabe der taz gelesen: "Dabei würde dieser Herr Thierse heute immer noch im Dunkeln - nämlich hinter Mauern und Stacheldraht - sitzen, wenn nicht Helmut Kohl und die CDU die historische Chance ergriffen hätten." Diese Äußerung, sollte sie korrekt wiedergegeben sein, stellt nicht nur eine Beleidigung des MdB Thierse dar, sondern ist auch eine Beleidigung aller Bürger der ehemaligen DDR.

    Schließlich war es nicht Herr Kohl mit seiner unsäglichen Sehnsucht nach dem Mantel der Geschichte, der die Veränderungen in der DDR herbeigeführt hat, sondern es waren wir DDR Bürger selbst. Gerade Herr Thierse als Bürgerrechtler und Mitbegründer der der SDP, die sich später mit der SPD vereinigt hat, hat wesentlich mehr Anteil an der Wiedervereinigung als Dr. Helmut Kohl.

    Für Helmut Kohl und Ihre CDU waren die Ereignisse in der DDR doch nur eine Chance aus den schlechten Umfrageergebnissen herauszukommen und die Bundestagswahlen 1990 zu gewinnen. Und die haben sie genutzt mit haltlosen Versprechungen von "blühenden Landschaften" etc. Aber wie miserabel Herr Dr. Kohl und Ihre CDU diese Chance verspielt haben, zeigt unter anderem die Tatsache, daß noch heute 18 Jahre nach der Wiedervereinigung jährlich fast genauso viele Menschen die neuen Bundesländer Richtung Westen verlassen, wie damals die DDR. Mauer und Stacheldraht sind zwar verschwunden, aber dunkel ist es in diesem Land noch immer. Und für arme und kranke Menschen ist es Dank der "Reformen" finster geworden.

    Ich war über die Äußerung von Herrn Thierse auch erschrocken und fand sie weit unter seinem Niveau, aber er hat sich entschuldigt und Herr Kohl, der ja Erfahrung mit politischen Faux pas hat, hat diese Entschuldigung angenommen. Ihre Beleidigung Herr Strobl war absolut überflüssig.

    Ich denke nun ist es Zeit für Sie sich zu entschuldigen! Und nicht nur bei Herrn Thierse, sondern auch bei den Bürgern der ehemaligen DDR, die Sie wider aller historischen Tatsachen mit Ihrer verbalen Entgleisung auch beleidigt haben.

     

    Mit freundlichen Grüßen

     

    Andreas Schulz