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CDU mixt „Giftcocktail“

■ Bürgerschaft debattierte über Drogendealer, Crash-Kids und Kuttula

CDU legt Finger auf Wunde von Jugendpolitik und fordert geschlossene Heime: Diese Horror-Debatte in der Bürgerschaft fürchten engagierte Sozialarbeiter schon lange. Gestern war es soweit, aber es wurde zum Bumerang. Gemeinsam zerlegten Abgeordnete von GAL, SPD und Statt-Partei zusammen mit Jugendsenatorin Rosemarie Raab den Vorstoß des CDU-Abgeordneten Ralf-Dieter Fischer.

Unter dem „Thema“ „Minderjährige Drogendealer, Crash-Kids, Jugendprojekte für schwererziehbare Jugendliche“ konstruierte Fischer ein Versagen der Jugendpolitik aus „falsch verstandener Sozialromantik“ und forderte die „gesicherte Unterbringung einzelner Jugendlicher zum Schutz vor sich selber“. Die Bürger dieser Stadt hätten kein Verständnis dafür, daß ausländische Jugendliche offen dealten und „trotz Betreuung“ Straftaten begingen. Gleichzeitig würde „ohne Sachkenntnis“ ein anerkanntes Projekt wie Kuttula „zerredet“.

Die CDU vermenge Themen zu einem „Giftcocktail“, die getrennt gehörten, kritisierte der SPD-Abgeordnete Rüdiger Schulz, der die Ablehnung der SPD gegenüber „Wegsperren als Erziehungsprinzip“ bekräftigte. Eine Linie, der sich die Nachredner anschlossen.

Es sei wahr, daß Kinder von Dealerringen mißbraucht werden, sagte Rosemarie Raab. Wer von der Jugendhilfe erwarte, dieses Problem zu lösen, „der weiß nicht, wovon er redet“. Die Senatorin erwähnte den Fall eines 15jährigen Kurden, der vor zwei Jahren ermordet wurde, nachdem er auf Vermittlung seines Betreuers bei der Polizei ausgesagt hatte. Raab: „Wer schützt diese Kinder, wer verantwortet die tödlichen Folgen ihres Vertrauens?“

Ihre Forderung, die minderjährigen Flüchtlinge auf das Bundesgebiet zu verteilen, damit Dealerringe nicht mehr wissen, wohin die Kinder kommen, wurde von GALierin Anna Bruns kritisiert: Eine schematische Umverteilung, wie bei Erwachsenen üblich, „das geht bei diesen Kindern nicht“. So seien schwarze Jugendliche in ländlichen Gegenden nicht sicher. kaj

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