CDU bei YouTube: Der schwarze Kanal
Die CDU gibt sich auf YouTube ein menschliches Gesicht: CDU-TV schaut hinter die Kulissen und in die Nase von Ronald Pofalla. Wer will das sehen?
"CDU-TV hat Stimmen gesammelt und Interviews gemacht, so wie Sie es von uns kennen", sagt Markus Brauckmann im Brustton der Überzeugung. Er fährt auf einer Hebebühne an der Kamera vorbei, die Stuttgarter Messehalle ist noch leer. In den nächsten drei Tagen wird der Reporter und Regisseur von "CDU-TV" im gleichnamigen YouTube-Kanal vom Parteitag der CDU berichten. Die Konservativen begeben sich ins Web 2.0.
Und das sieht dann so aus: Ein pompöser Jingle eröffnet die Videoclips, in denen eingefleischte CDU-Fans, von Reporter Brauckmann an die Hand genommen, hinter die Kulissen des Parteitags schauen dürfen. Sie können eine Abgeordnete während ihrer Anreise nach Stuttgart verfolgen und hören, dass sie sich vor allem auf das Wiedersehen mit den Parteifreunden freut. Auch Angela Merkel spart sich komplizierte politische Pamphlete - stattdessen gibt sie zu, vor der Eröffnungsrede immer noch aufgeregt zu sein. Und das in professionellen 3-Minuten-Häppchen. "Die CDU ist die erste Partei, die so etwas anbietet", sagt ein Sprecher: "Bei den anderen Parteien beschränken sich die Videos zumeist auf das Frontalinterview."
Politclips im Internet sind natürlich keine CDU-Erfindung: Inzwischen hat jede der Parteien im Bundestag ihren eigenen Kanal auf YouTube, auf dem sie, mal mehr, mal weniger glücklich, ihre Anhänger mit Infos füttern. Die SPD tut das bevorzugt in halbstündigen Redemitschnitten, die FDP hat dagegen mit "Fricke und Solms" eine kleine Serie entwickelt, in der sich der finanzpolitische Sprecher Solms und der Abgeordnete Fricke, eingebettet in eine kleine Handlung, tagespolitischen Themen widmen.
Die CDU hat ihre intimen Einblicke ausgelagert: Der Macher von CDU-TV wirkt mit rundem Jungengesicht und Hemd unterm Wollpullover zwar wie ein Schülerreporter, doch Markus Brauckmann ist professioneller Journalist. Er begleitete Generalsekretär Ronald Pofalla bereits im Sommer auf dessen "Dialogtour" durch das Land. Zuerst nur auf der CDU-Homepage, seit August auch mit Videos auf dem YouTube-Kanal der CDU. Und er versteht es, den Politikern persönliche Dinge aus der Nase zu ziehen. Einer Bundeskanzlerin, die zugibt, Lampenfieber zu haben, nimmt man auch ab, dass sie die Sorgen der Menschen um die Weltwirtschaftskrise ernst nimmt. So will CDU-TV funktionieren.
Anschauen sollen sich die Videos die "politisch interessierten User", die auch auf CDU.de vorbeischauen. Und das seien keineswegs nur junge Leute, sagt ein Sprecher. Aus Umfragen wisse die CDU, dass auch die Generation 50 +, von Werbern gerne "Silver Surfer" genannt, das Internetangebot der Partei nutze. Ergebnisse der Plenarsitzungen oder Berichte über Abstimmungen gibt es nicht. "Die Sachthemem im Detail, das wird bereits von den Medien umfangreich abgedeckt", erklärt der Sprecher.
CDU-TV konzentriert sich also auf die boulevardeske Seite der Partei und ihrer Protagonisten. Auch wenn das manchmal groteske Züge annimmt: Dank einer unglücklichen Kameraposition weiß der Zuschauer von CDU-TV nun auch, wie die Nasenlöcher von Ronald Pofalla von innen aussehen. Echte Fans mag auch das interessieren. Wenn es sie denn gibt.
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