: By the Rivers of Babylon
Wissenschaftler entdecken antike Stadthymne
Einen musikalischen Durchbruch in der Stadtmarketingforschung erzielte der Altorientalist Enrique Jiménez, wie er stolz in einer Pressemitteilung am Dienstag verkündete. Zusammen mit Forschern der Universität Bagdad entdeckte der Professor der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität auf einem Tontäfelchen im Zweistromland die „Tausende Jahre lang verschollenen“ Lyrics einer babylonischen Stadthymne, die erst jetzt vollständig entschlüsselt werden konnte. „Das Loblied stammt vermutlich vom Anfang des ersten Jahrtausends vor Christus und umfasst 250 Zeilen“, begeistert sich der Assyriologe. Damit hat der Babylon-Song mehr Strophen als das kaum jüngere Bolle-Lied aus Berlin und hat sich länger in den Hitparaden gehalten als Herbert Grönemeyers Dauerbrenner „Bochum“. Genau wie der kölsche Vergleichshymnus „Mer losse d’r Dom en Kölle“ beschreibt der Gassenhauer von Babel „die Gebäude in der Stadt“ und gibt wie der olle Waterkantpsalm „Hamburg meine Perle“ reizvolle „Informationen über die Frauen aus Babylonien“ preis. Vermutlich besingt der antike Keilschrift-Knaller auf Wunsch des örtlichen Einzelhandels auch die langen Öffnungszeiten in den Innenstadtgeschäften und die vorzüglichen Parkmöglichkeiten an beiden Euphratufern.
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