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Button für BezahlinhalteDie persönliche Kulturflatrate

"Flattr" soll Urhebern ermöglichen, mit ihren Online-Inhalten Geld zu verdienen. Die Nutzer bestimmen dank Button, wofür sie bezahlen möchten.

Per "Flattr"-Button können Leser Inhalte im Web finanziell unterstützen. Bild: dpa

BERLIN taz | Wenn Blogger, Musiker und Filmemacher mit ihren Inhalten im Netz Geld verdienen möchten, kommen sie selten ohne ein großes Unternehmen aus, das dies für sie organisiert.

Peter Sunde hat ein System entwickelt, mit dem er Produzenten und Konsumenten im Internet direkt zusammenbringt. Bekannt wurde Sunde als Mitbegründer von "Pirate Bay", einem Portal, auf dem sich Musik, Software und Filme zum Download finden, meist ohne Erlaubnis der Rechteinhaber.

Mit der Piraterie machte Sunde Schluss und verfolgt jetzt einen anderen Ansatz: Die Nutzer des von ihm erdachten Dienstes Flattr zahlen Geld, mindestens 2 Euro pro Monat. Der Nutzer legt selbst fest, wie viel er zahlen möchte und auch wer am Ende tatsächlich davon profitiert.

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Die andere Seite: Wer Inhalte ins Netz stellt und diese mit einem Flattr-Button ausstattet, kann Einnahmen generieren. Leser, Hörer oder Zuschauer klicken diesen Button - und zahlen so dem Urheber einen Anteil ihres monatlichen Flattr-Beitrags. Wer nur einmal im Monat klickt, gibt seinen gesamten Flattr-Beitrag an den per Klick ausgewählten Urheber - bei zwei Klicks teilt sich der Flattr-Beitrag fifty-fifty auf, und bei hundert Klicks erhält jeder ein Hundertstel. Prinzip Kuchenstück: Die Stücke vom Kuchen werden kleiner, je häufiger der Flattr-Nutzer klickt.

Der Button erfüllt zudem eine Doppelfunktion: Er ermöglicht nicht nur die finanzielle Unterstützung des Urhebers, sondern dient auch als eine Art Beliebtheitsmesser: Andere Internetnutzer können nämlich sehen, wie viele Leute bereits für den Beitrag bezahlt haben.

Das große Geld lässt sich mit Flattr am Anfang wohl nicht verdienen - dafür machen noch zu wenige mit. In einem Werbevideo auf Youtube erklärt Sunde Flattr: "Viele kleine Ströme formen einen großen Fluss."

Mit ein paar tausend Nutzern könne man bereits beweisen, dass Flattr funktioniere, erklärte Peter Sunde vergangene Woche bei einem Interview während der Blogger-Konferenz "re:publica" in Berlin. Um tatsächlich ein anderes Geschäftsmodell zu ersetzen, müssten sich mindestens eine Million zahlende Nutzer an Flattr beteiligen.

Mit der Plattform wollen Sunde und sein Team eine Möglichkeit aufzeigen, wie sich im Internet Geld verdienen lässt. "Das ist ein Experiment und es wäre toll, wenn es funktionieren würde", sagte Sunde. Falls es mit diesem System nicht klappen sollte, müsse man eben ein anderes entwickeln.

Derzeit befindet sich Flattr noch in einer Beta-Phase: Es können sich dort nur Leute registrieren, die zuvor dazu eingeladen wurden.

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14 Kommentare

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  • GK
    Gregor Kopka

    Ein Nachteil von Flattr ist die möglichkeit des Tracking aller Visitors aller mit einem Button verzierten Seiten (da der Button vom Server von Falttr geladen wird).

     

    Das gibt es dann (weitere Verbreitung von Falttr vorausgesetzt) Bewegungsprofile im Netz die aus Datenschutzsicht sehr bedenklich sind.

     

    Solange dieses Manko nicht kuriert ist landet flattr bei mir in Adblock um das zu unterbinden.

  • M
    mr.green

    prinzipiell ein gutes System, aber mich irritiert das "am Monatsende aufteilen unter den Autoren". Lege ich die genannten zwanzig Euro an, werden diese ja Monat für Monat ungleich verteilt - noch dazu gänzlich. Besser fände ich es, wenn man(n) - und natürlich Frau auch, "credits" kaufen würde (ein EUR = 10 credits, oder so). Gefällt mir ein Artikel, oder nennt der Autor einen Betrag (an credits), werden einfach diese abgebucht, wie es auch bei diversen Fotodatenbanken der Fall ist ...

    .jkr

  • A
    anke

    Dass Flattr sich auf kurze Sicht "bewähren" wird, glaube ich gern. Auf lange Sicht allerdings gibt es meiner Meinung nach auch etliche echte Risiken zu "managen". Der eingebaute Beliebtheitsmesser zum Beispiel kann zur Gefahr für die Qualität der Beiträge werden. (Das Phänomen ist dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und den Zeitschriften- bzw. Tageszeitungssektor nur zu gut bekannt. Es ist, genau genommen, seit ein paar Jahren kaum noch zu übersehen, und neue Lösungen sollten ja alte Probleme eigentlich beheben, nicht verschlimmern.) Es braucht schon eine ziemliche Portion Rückgrat (und hinter dem Rückgrat eine ganze Menge Wissen und Vernunft, die mehr sind als pure Einbildung), Qualität durchzuhalten, wenn sie partout nicht honoriert wird, schon gar nicht massenhaft. Ich bin mir keineswegs sicher, dass jeder, der "irgendwas mit Medien" arbeitet, das eigentlich dafür nötige Rückgrat, das Wissen und die Vernunft tatsächlich schon hat. Aber vielleicht ist das ja in ein paar Jahren anders, wenn die Generation Praktikum, die derzeit die erfahrenen und vor allem auskömmlich fest angestellten Journalisten ersetzt, in die Entscheidungsebene vorstößt.

  • KP
    Karl Pongratz

    @Ocox N

     

    Igitt, Sternchen klicken hatten wir ja schon. Ich will ja nicht laufend entscheiden wieviel Cent ein Autor oder Artikel Wert ist. Gehts noch komplizierter?

    Ich will das einmal im Jahr (von mir aus Monat) entscheiden und nicht 10-20 mal am Tag! Das Geld soll an jene Zeitungen/Blogs gehen die ich fuer gut und wichtig halte, auch wenn ich Artikel zum Teil in der Druckausgabe lese, da gibts ja bekanntlich ohnehin (noch) nichts zum anklicken.

    Schoen im Falle das es dies bei Flattr schon gibt oder in naher Zukunft geben wird.

     

    Karl

  • C
    Chris

    Als kleiner Blogger kann ich nur sagen: Feine Sache! Habe allerdings die Befürchtung, dass die etablierten, großen Blogs, die eh schon ihr Süppchen vornehmlich unter sich kochen, und bereits durch Werbung verdienen, den Löwenanteil absahnen und ihren elitären Kreis noch mehr gegen die kleinen Blogs abschotten.

  • ON
    Ocox N.

    Ja, über wen denn bloß?

    Gute Frage.

    Ach nee, doch nicht. Lies mal den Artikel da steht schon n Beispiel.

    Ich finde übrigens, es sollte mindestens die Hälfte des "gespendeten" Geldes an den Autor selbst gehen.

    Mich hält es wenigstens vom Zahlen ab, wenn auch die meiner Meinung nach schlechten Autoren und die für mich völlig uninteressanten Ressorts zu gleichen Teilen von meinem Geld profitieren.

    Außerdem wäre es wohl auch gerechter, wenn nicht ein einziger Chefredakteur entscheidet, welcher Schreiberling wieviel für einen Artikel bekommt, sondern die, für die er gemacht ist.

    Nur so ne Meinung...

     

    MfG

  • KP
    Karl Pongratz

    So aehnlich stelle ich mir uebrigens auch das Bezahl Modell fuer online Zeitungen wie die taz oder LMD vor, eine Art freiwillige Steuer (Unterstuetzung), aber mit dem wesentlichen Unterschied das das Individium entscheided wohin sein Geld fliesst. Ich wuerde das allerdings nicht per Artikel machen, sondern per webseite und auf eine Anzeige der getaetigten Zahlungen verzichten (Ueberpruefung ob das Geld tatsaechlich beim Empfaenger ankommt muss aber moeglich sein).

    Das waere vor allem wesentlich einfacher als Ueberweisungen an eine taz Kontonummer (zu umstaendlich, da man ja wahrscheinlich nicht nur die taz unterstuetzt). Die Frage ist nur ueber wen so ein (freiwilliges) Bezahlsystem laufen soll.

     

    Karl

  • T
    thomas

    und jetzt einen flattr button, das waere toll. ich wuerde zahlen.

  • M
    Mariusz

    Gibt es schon von kachingle und ohne beta-Status.

  • S
    Stefan

    Wird die Taz Flattr unterstützen und wenn ja, wann?

  • A
    Anon

    Wo ist der 'taz.de Flattr' Button?

    "as können wenige Cent sein - wir überlassen es Ihnen."

  • D
    dia

    coole Idee eigentlich. Wäre spitze wenn es sich durchsetzt.

  • R
    Redbranch

    Der Hinweis bezüglich freier Verfügbarkeit und freiwilligem Bezahlen ist gut und wichtig. Überlegt Euch mal, ob es nicht sinnvoll wäre, etwas in der Richtigung direkt auf eurer Website dauerhaft zu platzieren.

    Ich lese grundsätzlich keine gedruckte Zeitung, sondern hole mir meine Informationen ausschließlich aus dem Netz. Und bin auch gern bereit dafür zu zahlen. Nur bisher hatte ich keine Ahnung, wie ich´s machen könnte.

  • P
    Pyro

    Zitat 1: Das große Geld lässt sich mit Flattr am Anfang wohl nicht verdienen - dafür machen noch zu wenige mit. In einem Werbevideo auf Youtube erklärt Sunde Flattr: "Viele kleine Ströme formen einen großen Fluss.""

     

    Zitat 2: "Derzeit befindet sich Flattr noch in einer Beta-Phase: Es können sich dort nur Leute registrieren, die zuvor dazu eingeladen wurden."

     

    Wie mans auch dreht und wendet: Beide Zitate schließen sich gegenseitig aus.... Warum berichtet die taz denn auf eine solche Weise über neuartige Bezahlinhalte?

     

    Apropos: Die Überschrift bedarf einer kleinen Korrektur: "Bezahlinhalte" heißt es, nicht "Bezhalinhalte"