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Bush findet Perestroika Klasse

Washington/Paris (dpa/ap/afp) Während Kohl und Genscher nach Rom und Paris ausschwärmten, um der bundesdeutschen Position wenn schon nicht Unterstützung, so doch zumindest Verständnis zu verschaffen, hat sich US-Präsident George Bush entschieden, in den nächsten acht Tagen die Regierungschefs Norwegens, Kanadas und der Niederlande zu privaten Gesprächen in Washington zu empfangen. Und einem hohen Nato-Beamten aus Brüssel zufolge hat Washington obendrein den Vorschlag gemacht, die atomaren Gefechtsfeldwaffen der USA in Europa einseitig zu reduzieren, wenn dafür die Modernisierung der Kurzstreckenraketen ungehindert durchgehe - ein Angebot, das die USA nicht gerade teuer kommt, weil die atomaren Gefechtsfeldwaffen ohnehin auf dem Aussterbeetat stehen. Gegenüber der Sowjetunion ist Präsident Bush wenige Tage vor der ersten Reise seines Außenministers James Baker nach Moskau von den Äußerungen Verteidigungsminister Cheneys abgerückt und hat deutlich gemacht, daß er einen Erfolg der Reformpolitik des sowjetischen Partei- und Staatschefs Michail Gorbatschow wünscht und auch für möglich hält. Bush sagte am Montag, er habe Gorbatschow bei dessen Besuch in New York im Dezember des vergangenen Jahres zu verstehen gegeben, daß „wir möchten, daß Perestroika sich durchsetzt...“. Das US-Außenministerium wies darauf hin, daß Außenminister Baker eine ähnliche Position vertrete. Inzwischen hat sich sogar der Streitkräfteausschuß des US -Repräsentantenhauses an führende sowjetische Militärexperten gewandt, um sie zu den Veränderungen der sowjetischen Militärpolitik zu hören. Der Ausschußvorsitzende Aspin, Demokrat, begründete die Einladung an Marschall Achromejew, den Militärberater von Gorbatschow, mit der „herrschenden Ungewißheit bezuüglich der UdSSR“.

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