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Burger Kings MarketingoffensiveKinder sind die Königskunden

Deutsche Kinder werden immer dicker. Na und? Burger King will Geld verdienen. Und trommelt für sein neues Kinder-Menü. Werbespots auf Kinderkanälen inklusive.

Damit auch Kinder weiter kräftig in Burger beißen, gibt es bei Burger King einige Extras zum Essen dazu. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Krone lacht, trägt trendige Turnschuhe und verkündet: Wer einen coolen, flitzenden Hamster will, der muss nur zu Burger King gehen. Denn in den Filialen der Fast-Food-Kette gibt es die grellbunten Spielzeuge umsonst – solange eine King Box dazu gekauft wird. Was in der King Box drin steckt, wird im neuen Werbespot des Unternehmens nicht hervorgehoben. Weiß doch auch jedes Kind: Burger, Fritten, Fett.

Spielzeug als Lockmittel für die Zielgruppe Kind, damit ziehen die Fritten-Tempel seit jeher Familien in ihre bunte Restaurant-Welt. "Mit dem neuen Kids Angebot schaffen wir bei Burger King ein abwechslungsreiches Restauranterlebnis für die ganze Familie", sagt Andreas Barth, Marketing Director Central Europe, laut Pressemitteilung. Bei Burger King sollen die kleinen Gäste King sein.

Die Fast-Food-Kette bietet ihr Angebot für Kinder seit dieser Woche im neuen "Look and Feel" an. Bei Aussehen und Anmutung geht es zunächst einmal nicht um Nahrungsmittel. Das neue Kinder-Menü besticht laut Pressemitteilung durch das obligatorische Spielzeug, ein Magazin, Online-Gewinnspiele und einen Gutschein für ein Gratis-Dessert beim Kauf des nächsten Kinder-Menüs.

"Die Lebensmittelindustrie versucht mit allen Mitteln, die kleinen Konsumenten zum Kauf der oft überteuerten und ungesunden 'Kinderprodukte' zu locken", kritisiert Ulrike Höfken. Die Grünen-Politikerin ist stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Bundestag. Sie findet die neue Marketingoffensive von Burger King skandalös: "Um eine höchstmögliche Gewinnmaximierung zu erreichen, nehmen die Hersteller keine Rücksicht", sagt Höfken taz.de.

Um Kinder und ihre Eltern in die Restaurants zu locken, fährt Burger King die ganz große PR-Offensive. Das neue Menü wird auf den Kinderkanälen Super RTL und Nickelodeon mit eben jenem Werbespot beworben, in dem die lachende Krone das coole Spielzeug anpreist. Im internationalen Vergleich, so Grünen-Politikerin Höfken, werde in Deutschland am meisten Werbung für ungesunde Dickmacher gemacht. Die Grünen fordern daher eine gesetzliche Grundlage für ein wirksames Werbeverbot für ungesunde Kinder-Lebensmittel. "Das schließt Regulationen zu 'Spielzeuggeschenken' mit ein", so Höfken.

Ein Blick in die USA zeigt, dass es funktionieren kann. In San Francisco hat der Stadtrat in dieser Woche ein Verbot von Fast-Food-Gerichten mit Kinderspielzeug erlassen. Ab Ende 2011 dürfen McDonald's, Burger King und andere Ketten ihren Kindergerichten keine Werbegeschenke mehr beilegen. Damit soll Übergewicht bei Kindern vorgebeugt werden.

Denn das steigt stetig, auch in Deutschland. Laut Studie des Robert-Koch-Instituts zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland sind etwa 1,9 Millionen Kinder (15 Prozent) zwischen 3 und 17 Jahren übergewichtig. Im Vergleich zu Daten, die zwischen 1985 und 1999 erhoben wurden, ist das ein Anstieg um 50 Prozent. Auch die Häufigkeit von Adipositas hat sich seitdem verdoppelt. Etwa 6,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind krankhaft übergewichtig.

Dem Image der Dickmacher möchte Burger King natürlich gerne entkommen. Bei den neuen Kindergerichten fänden Eltern "viele Möglichkeiten, eine ausgewogene Ernährung zusammenzustellen", heißt es in der Pressemitteilung. Statt Pommes kann es auch Salat geben, statt Cola Saft. Doch der Burger mit im Schnitt 300 Kalorien bleibt fester Bestandteil der Auswahl. Werden Saft und Fritten addiert, schlagen knapp 600 Kalorien pro King Box zu Buche. Aber dafür gibt’s dann schließlich auch einen flitzenden Spielzeughamster umsonst dazu.

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16 Kommentare

 / 
  • KP
    klaus pietschmann

    hat jemand von euch mal den film "supersize me" von morgen spurlock gesehen? sicher ist das essen der fastfoodketten nicht bibeltreu. nur!- erklaer mir doch einer mal die dicken deutschen, die marius-mueller-westernhagen schon 1978 besungen hat!? tatsache ist, das gesellschaften in ihrer zeit extreme aufweissen. so auch beim essen! damals galten in der nachkriegszeit kinder nur dann als gesund , wenn sie aussahen wie kleine putten. eine meiner tanten verwiess mich mit strengen blicken auf ihre >druesenprobleme< waehrend sie sich neben der blaubeertorte auch noch zwei stuecke bienenstich auf den teller schaufelte.r.i.p. jutta! ich werde die schmunzelnden friedhofsangestellten nie vergessen, als sie nach 3 jahren das erste mal den handkarren aus der leichenhalle bemuehen mussten. wir menschen sind so! und mein hausarzt ermahnt mich duerren hering bei jedem besuch zu mehr regelmaessiger kost, da ich schnurstracks auf ein diabetsproblem zusteuere. ulkig was!?

  • I
    iBot

    Und wie man weiß, gab's zwischen 1998 und 2005 sowie bis heute in den grün mitregierten Bundesländern nur Sonnenblumenkerne und Haferschleim zu essen. Die bösen, bösen Grünen machen uns die Freiheit kaputt!

  • J
    jonasm

    "Freu' mich schon auf den Tag, an dem mir vorgeschrieben wird, was ich essen darf und was nicht...."

     

    Da hab' ich gute Nachrichten für Sie: Die Grünen haben echte Chancen, demnächst in 2 Bundesländern die Regierung zu bilden...

  • A
    abc

    Ich bin etwas entsetzt über viele Kommentare unter diesem Text - zumindest taz-Leser habe ich für intelligenter gehalten. Nur weil ein Problem schon seit Jahrzehnten besteht, darf nicht mehr darüber berichtet werden?! Was ist das denn für eine abstruse Logik?! Wenn Missstände bestehen, ist es die Pflicht einer Zeitung, sie aufzuzeigen, und zwar so lange, bis sie behoben sind - und nicht bis sie einigen zu langweilig werden.

  • L
    LeChuck

    Freu' mich schon auf den Tag, an dem mir vorgeschrieben wird, was ich essen darf und was nicht....

  • W
    wall-e

    Das hört sich doch gut an: 85 Prozent der Kinder in Deutschland sind nicht zu dick. Hört sich doch gut verdaulich an, oder? Aber halt, damit kann man ja keine Schlagzeile machen. Und vor allem kann man sich mit einer Intervention mit Schwerpunkt auf die kommende Generation und auf den Kinder- und Jugendschutz berufen und sich so lästiger Debatten um die Legitimation staatlicher Einflussnahme in als Privatangelegenheiten empfundene Konsumentscheidungen entziehen.

  • I
    Ichschmeissmichweg

    Seht mal, was bei mir auf der Arbeit GERADE EBEN als Rundmail kam:

    *****

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    wir möchten aufmerksam machen auf einen Blutspendetermin vom Jugendrotkreuz Winsen. Die Aktion „Tausche Blut gegen Burger“ findet statt am Freitag, dem 19. November 2010, von 16:00 – 20:00 Uhr, bei Burger King im Blutspendemobil (Ecke Lüneburger Straße / Osttangente). Weitere Infos unter „Blutspende“ im Internet. Vielen Dank.

     

    *****

    Ist das noch lauterer Wettbewerb???

  • B
    Boiteltoifel

    Ui, das waren jetzt aber echt neue Informationen!!!

     

    Sorgen um dicke Kinder (und Erwachsene) mache ich mir eher im Bereich Supermarkt, wo alle täglich mit Fett- und Zuckerprodukten und anderem Kunststoffmüll bombardiert werden. Vom Schokoriegel über Fix-Produkte und TK-Burger bis hin zu Pseudo-Käse steht da alles rum, was Menschen krank und dick macht. Ganz dreist gerne noch mit "Vitaminen und Mineralstoffen" aufgepeppt. Spielzeug ist in Frühstücksflocken (garantiert getreidefrei) üblich, seitdem diese Dinger auf dem Markt sind. Alles wird im Fernsehen beworben. Alles ist in großen Packungen relativ günstig erhältlich.

     

    Da muß ich mir echt keine Sorgen machen, wenn ein Kind ab und an mal einen Burger mit Spielzeug bekommt. Selbst bei der damit einhergehenden Konditionierung auf die Fastfood-Kette (vorausschauend, denn Kinder werden mal erwachsen und essen dann immer noch dort) sehe ich noch kein so großes Problem wie beim alltäglichen Plastikfraß aus dem Laden um die Ecke. Der Burger ist einfach viel teurer und aufgrund der weiter auseinander liegenden Lokale nicht so leicht erreichbar wie die Tüte Chips oder der Kingsize-Extra long-Schokoriegel.

  • V
    valeria

    Diesmal, ausnahmeweise, haben nicht die Amis die Schuld: Brasilianische Millardaere haben Burger King vor zwei Monaten fuer $ 4 Millarden gekauft. Guten Appetit!

  • J
    Jens

    "Um eine höchstmögliche Gewinnmaximierung zu erreichen, nehmen die Hersteller keine Rücksicht"

     

    ist ja mal ne ganz neue Erkenntnis über die Funktionsweise des Kapitalismus...

     

    Pphhhhhhh

  • SB
    Siegfried Bosch

    " Ein Blick in die USA zeigt, dass es funktionieren kann. In San Francisco hat der Stadtrat ein Verbot von Fast-Food-Gerichten mit Kinderspielzeug erlassen. Ab Ende 2011 dürfen McDonald's, Burger King und andere Ketten ihren Kindergerichten keine Werbegeschenke mehr beilegen. Damit soll Übergewicht bei Kindern vorgebeugt werden.": Interessant, was der/die Autor/in als "funktionieren" bezeichnet. Für eine Erfolgsmeldung halte ich das bloße Verbot von Kinderspielzeug bei Fast-Food-Ketten nämlich noch nicht. Erst wenn dadurch die Zahl übergewichtiger Kinder zurückginge, wäre es ein Erfolg.

  • M
    mini

    Hab ich was verpasst? Fast Food Ketten packen Spielzeug mit in die Packung? Dreister Weise noch Werbung dafür im Kinderprogramm? Skandal, holt die Scheiterhaufen raus!!

    (Sorry, echt blöder Artikel und mindestens 25 Jahre zu spät.)

  • PP
    P. Pfefferkorn

    Liebe Frau Havertz,

     

    sollten Sie sich noch einmal die Mühe machen, Ihren eigenen "Artikel" zu lesen, dürfte Ihnen auffallen, dass der erste Absatz fehlerhaft ist und sowohl Schreib- als auch Satzbaufehler aufweist.

    Der im Übrigen erkennbare Versuch die einschlafende Debatte um die Maschen der Fastfoodkettenwiederzubeleben überzeugt angesichts mangelhafter Redaktionsarbeit nicht. Dass Fastfoodketten gezielt Spielzeuge, grelle Farben und Modetrends einsetzen, um die große Zielgruppe der "Kleinen" anzusprechen ist darüberhinaus keine Neuigkeit, sondern eine Tatsache die mittlerweile wohl älter ist als ich selbst.

    Ich bin etwas enttäuscht einen solch hastig verfassten "Lückenfüller" auf taz.de zu finden; dachte ich doch wenigstens hier werde noch ernsthafter Journalismus betrieben.

  • PF
    Peter Fackelmann

    wozu die Aufregung?

    Hier im Landkreis Zollernalb betreiben 3 Aerzte 2 Burger King-Franchises.

    So zuechtet man Patienten - ein unfehlbares Geschaeftsmodell.

    Die Landesaerztekammer sagt, sie koenne da nichts machen.

  • N
    Noncommital

    Uuund wieder mal ein Artikel, der mit Halbinformationen rund um "dicke Kinder" und "gesundes Essen" vollgespickt ist.

     

    Naechtes Mal bitte fuer jede Behauptung der Art "Kinder in Deutschland sind zu dick" eine zuverlaessige wissenschaftliche Quelle angeben. Alles andere ist "Bild"-Zeitung-Niveau und kein guter Journalismus.

     

    Ausserdem: von einem Burger King Menue wird kein Kind dick! Und jeden Tag sowas zu essen hat man weder Zeit noch Geld. Also bitte keine Panikmache. Und dass ein Saft "gesuender" ist als eine Cola, ist auch nicht ganz klar, insbesondere wenn man den besagten Saft auch bei Burger King holt.

     

    Werbung auf Kinderkanaelen ist skandaloes, damit bin ich voellig einverstaden. Dieses Thema aber mit dicken Kindern oder gesundem Essen zu verbinden, lenkt von eigentlicher Problematik ab: Manipulation. Und nochmals: MANIPULATION.

     

    Was wenn alle Kinder in Deutschland duenn waeren? Haette man dann sich dann wohl gar nicht ueber den Burger King aufgeregt, gell? Oder doch?

  • M
    McDollar

    haette ja nicht gedacht, dass es immernoch leute gibt, die sich ernsthaft ueber sowas aufregen...