: Bunker gegen AKWs
■ In der französischen Provinz soll ein Bunker für 10.000 Menschen gegen Umweltkatastrophen gebaut werden
Paris (taz) - In einer kleinen Vorstadt im Norden Lyons, Rillieux–la–pape, plant das französische Verteidigungsministerium in augenscheinlich perfekter Harmonie mit den örtlichen Behörden derzeit das bisher umfangreichste französische Zivilschutzprojekt. In den nächsten fünf Jahren sollen hier Unterschlupfmöglichkeiten für 10.000 Menschen, also immerhin für ein Drittel der Bevölkerung von Rillieux–la–pape, im Falle eines Gift– oder Atomunfalls entstehen. Ohnehin plant das Städtchen große Investitionen: ein neues Polizeiquartier, ein neues Einkaufzentrum, ein neuer Festsaal, ein neues Altenheim und nicht zuletzt ein neues Boccia– Zentrum sollen gebaut werden, nun aber allesamt - auf Wunsch der Pariser Behörden - mit einem besonderen Keller versehen. Den ersten Bunker dieser Art bekommt natürlich die Polizei unter dem Gemäuer, mit 500 Plätzen für läppische 6 Millionen DM. Viel Platz wird es für Hilfesuchende allerdings nicht geben: Jedem zukünftigen Bunkergast werden nach den Planungen ein Quadratmeter Fläche zugestanden. Der Bürgermeister von Rillieux–la–pape betonte, daß die Maßnahmen im Gemeinderat auf keinerlei „politische Opposition“ gestoßen sind. Immerhin stehen die Gefahren ja vor der Haustür: Im nahen Villeurbanne kam es im letzten Jahr zu einem schweren Dioxinunfall, und mit dem Atomkraftwerk in Bugey und dem Schnellbrüter in Malville liegen zwei der bisher anfälligsten französischen Atomstationen in direkter Reichweite.
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