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Bundesweite Demos für AfD-VerbotAuf der Straße ist man schon bereit

Bundesweit protestieren Menschen für ein AfD-Verbot – und eine Politik, die der Partei den Boden nimmt.

Bundesweit gingen am Sonntag Menschen für ein Verbot der AfD auf die Straße Foto: Roberto Pfeil/dpa

Hamburg/taz | „Are you ready“ dröhnt es aus dem Lautsprecherwagen an der Reeperbahn, hinter dem sich laut Polizeiangaben zu Beginn der Kundgebung etwa 1.500 Leute versammelt haben, um in Hamburg für ein AfD-Verbot zu demonstrieren. Im Januar, als Alice Weidel im Hamburger Rathaus sprach, hatten 16.000 protestiert. Heute sind es immerhin 500 mehr als angemeldet waren. Aufgerufen hat das Hamburger Bündnis gegen Rechts, und gekommen sind die üblichen Verdächtigen, die Omas gegen Rechts, die antifaschistische Jugend, aber nicht nur: zwischen den Dreadlocks und Punks laufen Baseballkappen-Träger, und eingereiht hat sich auch ein Mann in Sandalen, aus dessen Fahrradtaschen Reinhard Mey singt. Die Sonne scheint, die Stimmung ist sonntagsausflugsartig. „Schön, dass ihr da seid“, sagt der Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Rechts zur Begrüßung.

Nach ihm sprechen Ver­tre­te­r:in­nen der Omas gegen Rechts, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, der Alevitischen Gemeinde, Fridays for Future und der Nordkirche, und sie alle sagen das Gleiche: die AfD müsse jetzt verboten werden. Und: das alleine reiche nicht, um den Faschismus zu bekämpfen. Die Vorschläge dazu reichen von sehr allgemein bis zu sehr konkret, gelegentlich sind sie auch selbstkritisch. Man müsse dem Maskulinismus der AfD etwas entgegensetzen, sagt die Sprecherin des Verfolgten des Naziregimes. „Der Kampf gegen den Antifeminismus muss auch in antifaschistischen Strukturen endlich als zentrales Thema verstanden werden“.

„Die Kirche in Alsterdorf hat nichts gegen die Euthanasie getan“, sagt ein Vertreter der Nordkirche. „Es braucht eine klare Haltung in der Gegenwart“, was er fortsetzt in: „Der Verfassungsschutz hat sich in der Vergangenheit kaum als Stütze im Kampf gegen Rechts hervorgetan“.

Beifall dafür, Beifall auch für die Ankündigung, dass heute bundesweit in Städten wie Berlin, München, Leipzig, Dresden, Frankfurt, Bochum, Köln und vielen weiteren für ein Verbot der AfD demonstriert wird. An der Absperrung zur Reeperbahn steht die Jugend der Föderation der Demokratischen Arbeitervereine (DIDF), der hessische Verfassungsschutz hat sie noch 2022 in seinem Bericht erwähnt. Nun hält sie ein rot-gelbes Banner hoch, „Für mehr Einkommen, Sozialwohnungen und Bildung“ steht darauf.

Der Zug setzt sich in Bewegung, mittendrin läuft ein Elternpaar in Schwarz, beide mit Zopf. „1933: Schweigen war ein Fehler. 2025: Seid laut“, steht auf dem Schild, das sie hochhalten. Zwischen ihnen, wie ein Entenküken, ein Mädchen in Rosa, das ebenfalls ein Schild hochhält: „Freundschaft kennt keine Grenzen“.

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4 Kommentare

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  • "...die üblichen Verdächtigen..."



    Eine andere Formulierung für Menschen, die sich gegen Faschismus engagieren war nicht zu finden?

  • Ja, die AfD sollte verboten werden. Weil sie als Partei eine Bedrohung für Demokratie und Gesellschaft ist.



    Aber noch wichtiger ist es, endlich mit einer Politik aufzuhören, die der AfD immer mehr Wähler in die Arme treibt.



    In den letzten 30-40 Jahren haben die etablierten Parteien durch die Bank eine Politik gemacht, die immer mehr Menschen dazu gebracht haben, keine der etablierten Parteien mehr wählen zu wollen. Wenn nur noch 12% der Arbeiter die SPD wählen, dann weil die SPD die Interessen der Arbeiter in den letzten Jahrzehnten immer schlechter vertreten hat. Und stattdessen sich oft auf die Seite der Wirtschaft und Unternehmer gestellt hat. Und wenn viele nun eine Partei wählen, die keine Klimaschutz-Maßnahmen will, dann auch, weil die Lasten für die Klimaschutz-Maßnahmen vor allem auf den kleinen Leuten abgeladen werden, während die Wirtschaft und die Wohlhabendsten sogar entlastet werden. Dadurch wuchs alleine das Vermögen der Reichsten 500 Personen von 2020-2024 um 500 Mrd. €. Wenn dann auf der anderen Seite kein Geld für Kindergrundsicherung, Klimageld, 9€-Ticket, Sanierung der Schulen, Bildung, … da ist, dann stimmt da was nicht.

    • @DemokratieKoennteSoSchoenSein:

      Es ist leicht den politischen Versäumnissen der vergangenen Jahrzehnte die Schuld am Wahlerfolg der AfD zu geben.

      Vielleicht sind es viel mehr die unlauteren Methoden der AfD mit denen sie sich (im Osten) langsam aber sicher an die Spitze gemogelt haben. Die AfD hat Millionen Deutsche einer Gehirnwäsche unterzogen und es wurde viel zu wenig dagegen getan.

      Eine verfassungsfeindliche Partei muss verboten werden ... weil sie genau das tut, was bereits passiert: ein Volk verblenden und gegeneinander aufspielen.

  • Sorry, aber die Demo dieses Wochenendes liefen wohl eher unter dem Motto: Stell dir vor vor, es ist Demo und (fast) keiner geht hin.

    Mir fehlt hier die Analyse, weshalb das so war.