Bundespräsidentenwahl: Grüne unschuldig an Köhler
Die Spitze der Grünen gehen auf auf Distanz zur Abgeordneten Silke Stokar, die für Horst Köhler stimmte.
BERLIN taz | Als emotional bedingten Einzelfall stellte die Grünenspitze am Montag das Verhalten der Abgeordneten Silke Stokar bei der Bundespräsidentenwahl dar. Stokar hatte am Samstag - entgegen der grünen Verabredung - ohne Ankündigung für den alten und neuen Bundespräsidenten Horst Köhler gestimmt. Es handle sich um "ein Revanchefoul" dafür, dass ihr Landesverband Niedersachsen sie nicht erneut in den Bundestag schicke, erklärte der Grünen-Spitzenkandidat Trittin.
Dass Köhler ohne schwarz-gelbe Mehrheit nur dank Stokar im Amt bleibe, sei deshalb auch kein Schritt in Richtung einer schwarz-gelb-grünen Koalition. Stokar spiele ab September keine Rolle mehr, sagte Trittin. Parteichefin Claudia Roth ergänzte: "Jamaika bleibt in der Karibik." Die ebenfalls ausscheidende Abgeordnete Uschi Eid hatte zwar auch für Köhler gestimmt, es aber angekündigt.
Durch betont unschuldige Mienen bestätigten Trittin wie Roth allerdings, dass ein erklecklicher Anteil an den zehn Enthaltungen und damit am miesen Ergebnis für Gesine Schwan auf das grüne Konto gehen. Man lasse sich aber "keine Untreuevorhaltungen von der SPD machen", sagte Trittin.
Mit heftigen Reaktionen auf seine Köhlerkritik setzt sich unterdessen der Abgeordnete Omid Nouripour auseinander. Köhler hatte sich am Samstag bereits zur Danksagung in Stellung gebracht, noch bevor Schwans Ergebnis bekannt war. Nouripour bezeichnete dies als "unwürdig". Dafür erntete der Deutschiraner Zuschriften, deren Menge und Art ihn doch verblüffen. "Was stört die Deutsche Eiche es wenn sich eine Wildsau daran kratzt", und "Bleiben Sie, Rüben fressend, in Ihrem Stall", wiesen ihn empörte Bürger an. Nouripour behält sich rechtliche Schritte vor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation