■ Basketball: Bulls holen Titel, Jordan will mehr
Berlin (taz) – Michael Jordan verlor nach dem erneuten Titelgewinn der Chicago Bulls in der NBA durch das 90:86 im sechsten Spiel der Finalserie gegen Utah Jazz keine Zeit. Inmitten des Jubels legte er dar, wie er sich die Zukunft vorstellt. Zum Zeichen des fünften Meisterschaftsgewinns in sieben Jahren reckte er strahlend fünf Finger in die Höhe, dann wurde sein Lächeln verschmitzter und er fügte einen sechsten Finger hinzu. Schließlich folgten gar noch Finger Nummer sieben und acht. „Ich denke, dieses Team verdient eine Chance, weiter erfolgreich zu sein“, sagte er und forderte unverblümt die Weiterbeschäftigug von Coach Phil Jackson, Scottie Pippen, seiner Wenigkeit und – Dennis Rodman: „Es sollte ein Sinn für Loyalität da sein, mir gegenüber, Scottie, Phil und sogar Dennis gegenüber.“
Genau diese Loyalität von Bulls- Besitzer Jerry Reinsdorf wird bezweifelt, zumal die Sache nicht ganz billig wäre. Allein für ein Jahr Jordan müßte er erneut mehr als 30 Millionen hinlegen. „Wir wollen nicht wie die Boston Celtics enden“, hatte Reinsdorf schon während der Saison gesagt. Die Celtics ließen ihr alterndes Meisterteam um Larry Bird bis zum Schluß spielen und sackten danach zur schlechtesten Mannschaft der Liga ab. Mit einem frühzeitigen Neuaufbau möchten die Bulls-Bosse dieses Schicksal vermeiden. Die keineswegs souveräne, von Verletzungen und miserablem Offensivspiel überschattete Titelverteidigung, welche Steve Kerr als „Plackerei“ und Jackson als „kein Spaß“ bezeichnete, könnte sie in ihrem Vorhaben bestärken.
Alles Quatsch, hält Jordan solchen Überlegungen entgegen. Siege, solange du kannst, lautet seine Devise. „Wir haben das Recht zu verteidigen, was wir haben, bis wir es verlieren. Wenn wir verlieren, dann könnt ihr sagen, laßt uns etwas ändern“, sagt der zum besten Spieler der Finalserie gewählte Star der Bulls und fügt hinzu: „Was heißt schon Neuaufbau. Keiner garantiert, daß das nur zwei, drei, vier, fünf Jahre dauert. Der Neuaufbau der Chicago Cubs dauert schon 42 Jahre.“Matti
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