Bulgarische Atomreaktoren: Kein Verkauf an die Ukraine
Weil sie nicht mehr auf das AKW Saporischschja zugreifen kann, wollte die Ukraine andere Atomanlagen fertigbauen. Daraus wird nun erstmal nichts.
Im März 2024 hatte der Chef des staatlichen ukrainischen Energiekonzerns Energoatom, Petro Kotin, erklärt, die Ukraine wolle die bulgarischen Reaktoren kaufen, um den Verlust des Zugangs zu dem von Russland besetzten Kraftwerk Saporischschja auszugleichen.
Der geplante Kauf war in der Ukraine allerdings von vornherein umstritten, weil es sich um Reaktoren des russischen Atomkonzerns Rosatom handelt. Ein weiterer Kritikpunkt war, dass die Ukraine gar nicht die für die Fertigstellung von zwei Reaktoren insgesamt erforderlichen 4 bis 4,5 Milliarden US-Dollar habe. Ihm sei nicht klar, woher diese Mittel kommen sollen, zitiert die ukrainische Nachrichtenagentur Unian Olexandr Chartschenko, den Direktor des Zentrums für Forschungen im Energiebereich.
Neben den Kosten sieht Chartschenko eine weitere Herausforderung in der Infrastruktur. Um die zusätzliche Energie von neuen Reaktoren nutzen zu können, müssten hochspannungsfähige Stromleitungen gebaut werden. Nur so könnte die erzeugte Energie effektiv verteilt werden. „Ohne diese Leitungen wäre die zusätzliche Kapazität der Reaktoren nicht nutzbar“, so Chartschenko.
Zweifel an bulgarischem Plan
Möglicherweise wird die Ukraine nun Reaktoren aus US-Produktion ordern. Doch hier stellt sich ebenfalls die Frage der Finanzierung.
Auch in Bulgarien wird das Vorhaben der bulgarischen Regierung, das nie vollendete AKW unweit der Stadt Belene doch fertigzustellen, auf Kritik stoßen. Denn der Bau war 2012 nach Protesten von Bürgern und Umweltgruppen gestoppt worden. Diese hatten argumentiert, das Gebiet um Belene sei erdbebengefährdet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!