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BulgarInnen frieren

■ In Plowdiw können wegen des Ölmangels mehr als 30.000 Wohnungen nicht mehr beheizt werden

Sofia (ap/taz) — Das Fernheizwerk in Plowdiw, mit 370.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Bulgariens, hatte am Samstag noch ganze 500 Tonnen Rohöl in den Vorratstanks, „genug für einen Tag“, sagte der Leiter des Betriebs, Petar Petrow. Viele Betriebe in Plowdiw sind seit Wochen nicht mehr beheizt, und seit Freitag bleiben 30.660 Wohnungen im Stadtteil Trakija ohne Heizung und Warmwasser. In zahlreichen anderen Städten ist der Strom rationiert worden. Schuld an der katastrophalen Lage sind stark reduzierte sowjetische Rohöllieferungen, der Golfkrieg und der Mangel an Devisen. Uneingeschränkt versorgt werden in Plowdiw nur noch Schulen und Krankenhäuser. Die Bevölkerung hat nur rund 60 Prozent der üblichen Versorgung erhalten. Der stellvertretende Ministerpräsident Dimitar Ludschew gab bekannt, die bulgarische Regierung habe die Türkei um Lieferung von 55.000 Tonnen Heizöl gebeten. Allerdings gebe es Probleme mit einer türkischen Bank, die das Geschäft finanzieren soll. Ludschew kündigte außerdem ein Treffen mit Vertretern des Internationalen Währungsfonds (IWF) an, von dem Bulgarien einen Kredit zwischen 1,5 und 2 Milliarden Dollar erhofft. In den nächsten Tagen werde die Regierung auch eine Verordnung zum Aufbau eines Netzes von 20 Tankstellen erlassen, deren Vorrat mit Hilfe westlicher Lieferanten aufgefülllt werden soll. Die staatliche Benzinversorgung sei praktisch zusammengebrochen.

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