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Büstenenthüllung im AbgeordnetenhausEin Schnäuzer fast wie Ebert

Richtig Lust hatte der einstige Abgeordnetenhauspräsident Ralf Wieland (SPD) nicht drauf – nun gibt es trotzdem eine Büste von ihm im Landesparlament.

Die Bildhauerin, der doppelte Ralf Wieland und die Präsidentin (v.l.n.r.) Foto: Monika Skolimowska/dpa

Berlin taz | Ralf Wieland muss schon ein bisschen mulmig gewesen sein. Zwar ist seine Zeit im Abgeordnetenhaus im September 2021 zu Ende gegangen nach 22 Jahren als SPD-Parlamentarier. Aber ihm stand noch ein ganz besonderer Nachklang bevor: In der zweiten Hälfte seiner Zeit dort war Wieland nämlich Präsident des Parlaments. Und wie alle Präsidenten und bis dahin nur eine Präsidentin des Abgeordnetenhauses vor ihm würde eine Büste von ihm angefertigt und im dritten Stock des Parlaments ausgestellt werden.

Ein komisches Gefühl sei die Aussicht, derart verewigt zu werden, hatte Wieland schon im vergangenen Jahr der taz anvertraut. „Befremdlich“ nannte er es auch am Montag bei einer Feierstunde an alter Wirkungsstätte. Da ging es darum, eine solche Büste tatsächlich zu enthüllen.

Grund für Wielands Skepsis war nicht bloß, dass es durchaus etwas Spezielles hat, als Mittsechziger vor seinem eigenen Abbild zu stehen und zu wissen, dass die noch in vielen Jahrzehnten in diesen Räumen zu sehen sein soll. Nein, Wieland ging es auch um die Art der Darstellung. In der Reihe gebe es schon ein paar besondere „Beispiele künstlerischer Freiheit“.

Ernst Reuter als Gollum

Wohl wahr, wie sich bei einem Rundgang durch die Galerie bestätigt, wo neben den Parlamentschefs auch einige andere namhafte Politiker verewigt sind. Bei einigen ist nämlich der Wiedererkennungswert durchaus beschränkt. Ernst Reuter etwa ist eher abstrakt und minimalistisch dargestellt, Walter Sickerts Büste könnte auch an Gollum aus dem Herrn der Ringe oder eine Haus­elfe aus den Harry-Potter-Filmen erinnern.

Und dass die einzige Frau in der Reihe Hanna-Renate Laurien sein soll, lässt sich im Grunde nur davon ableiten, dass sie es sein muss, weil es vor der aktuellen Amtsinhaberin Cornelia Seibeld nur eine Parlamentspräsidentin gab.

Da lag es nahe, auf Nummer sicher zu gehen und auf Bewährtes zu setzen. Die Büste seines Vorgängers Walter Momper kommt nämlich dem Original ziemlich nach, was am Montag noch mal live zu begutachten war, weil Momper zu Gast bei Wielands Feierstunde war. Auch dessen Büste hatte eine Frau geformt, die an diesem Nachmittag nur als „Bildhauerin“ firmiert.

Dabei hat sie eine ganz enge Bindung ans Abgeordnetenhaus und auch an die Berliner Landespolitik insgesamt: Maja Smoltczyk war von 2004 bis 2016 Leiterin des Plenar- und Ausschussdienstes und danach bis 2021 Landesdatenschutzbeauftragte.

Ein Konglomerat aus verschiedenen Phasen

Vor der Enthüllung ist ein Film zu sehen, der sie und Wieland bei der aufwendigen Herstellung der Bronzebüste zeigt. Wieland witzelt darin, die Halspartie stamme eher aus seiner ersten Amtszeit. „Die Freiheit der Bildhauerin besteht ja darin, dass man ein Konglomerat aus verschiedenen Phasen machen kann“, sagt Smoltczyk danach in einer kurzen Ansprache.

Was Wieland freuen dürfte: Seine Büste mit dem markanten Schnäuzer hat Ähnlichkeit mit der Büste eines der Größten in der SPD-Geschichte, der auch im 3. Stock des Parlaments verewigt ist. Friedrich Ebert starb zwar schon 1925 und damit über ein Vierteljahrhundert vor der ersten Sitzung des Abgeordnetenhauses. Aber als sozialdemokratischer Reichspräsident hat er einen Ehrenplatz neben Reuter und den Parlamentspräsidenten.

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