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Büskens in Fürth entlassenPlötzlicher Bruch mit dem Helden

Nach der Trennung von Trainer Büskens steht Fürths Präsident Helmut Hack in der Kritik. Der will keinen „Feuerwehrmann“ holen.

Hat in Fürth keine Zukunft: Trainer Mike Büskens Bild: dpa

KARLSRUHE/FÜRTH taz | Am Mittwochmittag hat Mike Büskens erfahren, dass er nicht mehr Trainer der Spielvereinigung Greuther Fürth ist. Er hat danach etwas sehr Ungewöhnliches getan. Büskens hat auch noch die Nachmittagstrainingseinheit geleitet, ehe er sich von der Mannschaft verabschiedete.

Aussagen von Spielern wie die von Thomas Kleine („Das müssen wir erst mal verdauen“) oder Edgar Prib („Trotz der schlechten Lage war die Stimmung gut, das hatte der Trainer sehr gut geregelt.“) deuten nicht darauf hin, dass die Demission im Mannschaftskreis bejubelt worden wäre.

Ab Donnerstag leitet nun Ludwig Preis, der bislang die zweite Mannschaft betreut hat, übergangsweise das Training. Der Neue soll „kein Feuerwehrmann“ sein, wie Helmut Hack auf der Pressekonferenz verkündete. Mit anderen Worten: der Präsident traute Büskens weder den Klassenerhalt noch den Wiederaufbau in der Zweiten Liga zu.

Eine schallende Ohrfeige für einen Mann, dessen Verbleib im Sommer auch Hack noch euphorisch bejubelt hatte. Gerade weil Büskens, der über drei Jahre am Ronhof wirkte, nachgewiesen hatte, dass er mit knappen finanziellen Mitteln eine junge, wettbewerbsfähige Mannschaft formen konnte.

Regelrechte Eloge

Noch am Samstagabend hatte sich Hack nach der 0:1-Niederlage in Düsseldorf klar zu seinem Trainer bekannt („Wollen die Saison mit ihm zu Ende spielen“). Und auch am Mittwoch – nach der Entlassung des Coaches – ließ er dem gerade Gefeuerten eine regelrechte Eloge angedeihen: „Ohne ihn wären wir nicht in die Erste Bundesliga aufgestiegen.“

Büskens habe „alles an Energie, Leistung und Willenskraft eingebracht, was ein Mensch einbringen kann.“ Warum es dennoch zur Trennung kam, ließ Hack („die Prozesse im Fußball laufen weiter“) im Dunkeln. Offenbar wollte er sich nach einem Abstieg nicht vorwerfen lassen, er habe nicht alles probiert. Bei 12 Punkten aus 22 Spielen greifen eben die sogenannten Branchenmechanismen, die oft nicht weit weg vom Aktionismus liegen.

Genauso deutet das offenbar auch die Mehrheit der Fürther Fans – die Kommentare in den Fürther Nachrichten dürfte Hack derzeit nicht gerne lesen. Zumal es nicht viele Dauerkarteninhaber gibt, die glauben, dass ein anderer Trainer mehr aus einer Mannschaft herauskitzeln kann, die – abgesehen vom blamablen 0:3 in Mainz und dem Spiel in Düsseldorf – in 20 Spielen alles gegeben hat. Es scheint einfach nicht zu reichen. „Der Beste geht“, schreibt ein User. Und viele fordern, nun müsse „der Alleinherrscher“ gehen.

Tatsächlich trägt der Präsident gehörige Mitschuld an den Fehlkonstruktionen im Kader. Für die elf Sommerneuzugänge gab der Verein 2,5 Millionen Euro aus – allein eine Million davon ging für Angreifer Djiby Fall drauf, der erkennbar weit weg von jeder Bundesligatauglichkeit ist.

Vollendete Tatsachen

Im Herbst sickerte durch, dass Hack mit seiner Entourage höchstselbst den Transfer eingetütet hatte. Büskens wurde vor vollendete Tatsachen gestellt. Auch der Wechsel von Manager Rachid Azzouzi zum FC St. Pauli wurde offenbar nicht mit ihm besprochen.

Doch bei aller Kritik begegnen die Fans „dem Helmut“ immer noch mit Respekt. Hack, ehemals Vorsitzender des TSV Vestenbergsgreuth, hat den dreifachen Deutschen Uraltmeister seit der Fusion 1997 zu einem seriös geführten Verein mit klarer sportlicher Identität geformt.

Ohne ihn gäbe es keinen Profifußball in Fürth. Allerdings: Mit der Delegierung seiner Macht hatte der Unternehmer in den vergangenen 16 Jahren immer Probleme. Doch selbst einer wie Hack, der annähernd 24 Stunden am Tag zu arbeiten scheint, macht Fehler.

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