UrDrüs wahre Kolumne: Bürgerschafswahlen
Achtung! Heute ist Freitag der Dreizehnte! Aus diesem Anlass mahnen wir alle Rebellen gegen den alltäglichen Stumpfsinn, bei ihren Heldentaten darauf zu achten, dass wir selbst im liebenswerten Bremen von immer mehr Big-Brother-Kameras umgeben sind. Und die Pappnase reicht nicht aus als Camouflage – selbst, wenn man vorher Kaugummiflatschen auf die Linse klebt!
Auch im Walle-Center hat der Kunde das Wort. An einem Brett direkt neben dem Lebensmittelmarkt und unter Angeboten für Dachpfannen aus zweiter Hand, Parzellen im Kleingartenverein Morgenland und Fahrrädern mit Stütze findet sich auch ein Gesuch um Arbeit: „Junger Mann wühlt Ihren Garten um, reißt ihren Schuppen ab, erledigt mit viel Kraft einfach alles für Sie.“ Ein echter Berserker für alle Fälle – und das bei läppischen zehn Euro die Stunde. Daran sollen sich die wahlkämpfenden Laumännchen mal ein Beispiel nehmen!
„Krawatte um, die Reihen fest geschlossen/ der Schill marschiert, durchs Viertel zieht er hin!“ Diese beispielhafte Provokation der örtlichen Filiale der Denunzianten- und Querulantenpartei sollte jeden ehrlich gesinnten Trinker dazu bewegen, zur angemessenen Begrüßung dieser Law & Order-Karawane morgen ausnahmsweise schon um zehn aufzustehen, wenn sich die Haider-Buben der Nordmark vom Theater aus durch das Ostertor bewegen. Mitten durch den innerstädtischen Sumpf also, den sie mit Nulltoleranz beglücken wollen, bis alles so gemütlich aussieht wie ihre betonierte Grillterrasse, für die sich das rechtsstaatliche Offensiv-Pack hinterher auf der Hafa vermutlich lustige Sitz-Frösche zum Aufblasen und flintentragende Oberförsterfiguren aus Sanitärkeramik kauft.
Erst beim Spacepark, dann für die Hafenquartiere und jetzt für das Medienzentrum im Faulenquartier: Die Suche nach Ankermietern für dies und das scheint für die bremische Politik zum zentralen Staatsziel zu werden. Sollnse sich doch mal an die Mitwohnzentrale wenden – sind doch immer ein paar reisende Trickbetrüger, ProFun-Agenten, Hochstapler und andere Mjusicalbetreiber unterwegs, die kein anderer Vermieter mehr aufnimmt und trotzdem nicht mit ihren Firmenzentralen unter Brücken residieren wollen, wenn sie die bremischen Wirtschaftsförderer zum kleinen Abzock-Poker empfangen ...
Im taz-Beitrag unter dem reichlich nach PR-Zuversicht klingenden Titel “Space Park öffnet am 26. Mai“ hat immerhin der Satzfehler-Teufel dafür gesorgt, dass diese Botschaft kritisch hinterfragt wird, heißt es doch in der Unterzeile „Eröffnung ist nun vier Tage nach den Bürgerschafswahlen geplant“. Die Bürgerschafswahlen, jawoll. Denn die Herren vom Senat, sie weiden uns Schäfchen als gute Hirten auf grüner Aue und scheren und melken und schlachten uns zu der Zeit, die ihnen gefällt. Sehr wahr!
Beim zagen Eintreten in das Haus einer Zahnarztpraxis in Dobbennähe ruft mir eine bis dato unbekannte junge Dame ein herzhaftes „Nur Mut“ zu und drückt mir ganz spontan einen herrlich-feuchten Kuss auf die Wange. Ist das nun ein Service der Krankenkassen, eine honorarpflichtige Zusatzleistung oder schlichtweg menschliches Verständnis, fragt sich und Dich
Ulrich „Argwohn“ Reineking
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