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Bürgerkrieg in Zentralafrik. RepublikSchwere Waffen gegen Zivilisten

Mehrere Tote und Verletzte gab es bei Kämpfen in der Hauptstadt Bangui. Die herrschende Rebellenallianz Seleka will nun einen ihrer Warlords ausschalten.

Soldaten der Rebellenallianz Seleka. Bild: ap

GOMA taz | Ziemlich genau 100 Tage nach ihrer Machtergreifung in der Zentralafrikanischen Republik fliegt die herrschende Rebellenkoalition „Seleka“ wieder auseinander – mit schlimmen Folgen für die kriegsgeplagte Zivilbevölkerung. General Mohammed Dhaffane, einer der wichtigsten Seleka-Warlods, wurde am Wochenende von seinem Posten als Wasser- und Waldminister abgesetzt, nachdem seine Truppen offenbar für den blutigsten bewaffneten Zwischenfall unter Seleka-Herrschaft in der Hauptstadt Bangui verantwortlich gewesen waren.

Mindestens sechs Tote und 25 Schwerverletzte gab es in Bangui am Freitag abend, als Jugendliche nach dem Fund der Leiche eines von Militärs entführten Studenten auf die Straße gingen und die Seleka-Armee mit Artillerie auf sie das Feuer eröffnete. Nach Polizeiangaben wurde zuerst aus der Menge auf die Soldaten geschossen, aber die Reaktion erscheint dennoch unverhältnismäßig. Die ganze Nacht zum Samstag wurde in verschiedenen Teilen Banguis weiter geschossen, teils mit schweren Waffen. Mehrere Gebäude wurden geplündert.

Seleka war 2012 als Bündnis verschiedener Rebellengruppen im muslimischen Norden der Zentralafrikanischen Republik entstanden und stürzte den bisherigen Präsidenten Francois Bozizé am 24. März per Einmarsch in Bangui. Aber die unterschiedlichen Bestandteile Selekas haben seitdem eine Autonomie behalten, und keiner nimmt Befehle vom anderen an. Deswegen hat es die amtierende Übergangsregierung unter Präsident Michel Djotodia bisher nicht geschafft, die verbreiteten Plünderungen und Übergriffe durch Seleka-Soldaten in der Hauptstadt zu beenden, die von Bewohnern Banguis als beispiellos bezeichnet werden.

Dhaffane hatte im März den Vorstoß nach Bangui kommandiert und hat auch Verbindungen zu anderen Rebellen der Region wie der M23 (Bewegung des 23. März) im Osten der Demokratischen Republik Kongo geknüpft. Als Waldminister gebot er theoretisch über die äußerst lukrativen Forstbestände im zentralafrikanischen Regenwald.

Töten um Nachdruck zu verleihen

Letzte Woche hatte Präsident Djotodia einen „Nationalen Sicherheitsrat“ mit sich selbst und dem zivilen Premierminister Nicolas Tiangaye an der Spitze gegründet, der die bisherige Unkontrollierbarkeit der Seleka-Warlords beenden soll. Dhaffane hatte daraufhin einen „internen Dialog“ in der Seleka gefordert und Berichten zufolge diente die Tötung des entführten Studenten durch seine Soldaten dazu, dieser Forderung Nachdruck zu verleihen.

Dhaffanes Entlassung diene der Wiederherstellung der Sicherheit in Bangui, erklärte der zentralafrikanische Kommiunikationsminister Christophe Gazambetty. Man werde außerdem Dhaffanes Haus durchsuchen und gegen wegen Unterschlagung vorgehen.

Ob der Warlord das alles ohne weiteres hinnimmt, ist allerdings zweifelhaft. Möglich erscheint auch, dass die Seleka jetzt einfach in ihre Bestandteile zerfällt und diese sich dann gegenseitig bekämpfen, mit dem Ergebnis des Verschwindens des ohnehin kaum noch existenten Zentralstaats und einer „Somalisierung“ der Zentralafrikanischen Republik.

Ein anderer ehemals prominenter Seleka-Politiker, Nelson Ndjadder, hat bereits eine neue Rebellenbewegung namens „Vereinigte Revolutionäre Kräfte für Demokratie“ (FRUD) gegründet, die nach eigenen Angaben demnächst „den Beginn unseres Marsches auf Bangui“ einleiten und die „Geiselnahme der Bevölkerung durch Seleka“ beenden will.

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1 Kommentar

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  • K
    Katharina

    Furchtbar - und die Welt schaut weg. Wie so oft, wenn es um Afrika geht.

     

    Zum Glück berichtet wenigstens die taz - Danke dafür!

     

    Allerdings ist der Artikel leider schwer lesbar, da umständlich formuliert und voller Fehler und Wortdreher.