Bürgerkrieg in Syrien: Rebellen nehmen IS-Hochburg ein

Die türkische Armee hatte die Stadt Al-Bab wochenlang belagert. Jetzt haben die mit der türkischen Armee verbündeten Rebellen sie vom IS zurückerobert.

Vier Männer sitzen nebeneienander und essen

Eroberung erfolgreich: Rebellen-Kämpfer essen kurz vor Al-Bab (Archivbild) Foto: reuters

BEIRUT afp | Protürkische Rebellen haben die Rückeroberung der strategisch wichtigen Stadt Al-Bab im Norden Syriens von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gemeldet. „Wir verkünden die Befreiung der gesamten Stadt Al-Bab und gehen nun an die Räumung der Minen in den Wohnvierteln“, sagte der Rebellenkommandeur Ahmad Othman am Donnerstag AFP. Der türkische Verteidigungsminister sagte, die Rebellen hätten „fast vollständige Kontrolle“ über die Stadt.

„Nach stundenlangen Kämpfen haben wir den Rest des IS-Fußvolks vertrieben“, sagte Othman von der Gruppe Sultan Murad. Der Widerstand sei nach heftigem Beschuss kollabiert. Die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete, die Freie Syrische Armee (FSA) habe mit Unterstützung türkischer Truppen das Stadtzentrum eingenommen.

Die türkische Armee und verbündete syrische Rebellen hatten die Stadt über Wochen belagert, doch leisteten die Dschihadisten erbitterten Widerstand, so dass die Offensive lange kaum Fortschritte machte. Seit Beginn der türkischen Intervention in Nordsyrien Ende August wurden bereits 69 türkische Soldaten getötet, die meisten von ihnen vor Al-Bab.

Zuletzt meldeten türkische Militär- und Regierungsvertreter wiederholt, die Stadt sei erobert oder unter Kontrolle türkischer Truppen, doch dauerten die Kämpfe mit den Dschihadisten danach weiter an. Der türkische Verteidigungsminister Fikri Isik sagte nun, die Rebellen hätten „fast vollstänige Kontrolle“ über Al-Bab und seien ins Stadtzentrum vorgedrungen.

Informationen kaum überprüfbar

Der Kommandeur Saif Abu Bakr von der Rebellengruppe al-Hamsa sagte AFP, sie hätten am Mittwoch das Stadtzentrum und das Hauptquartier der IS-Miliz erobert. Daraufhin sei der Widerstand der Dschihadisten zusammengebrochen, so dass der Einsatz am Morgen abgeschlossen worden sei.

Der Rebellenführer Abu Dschaafar von Liwa al-Mutassem sagte, die „Säuberung“ der Stadt werde in wenigen Stunden beendet sein. Dutzende IS-Kämpfer seien getötet und mehr als 50 Familien in Sicherheit gebracht worden.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte dagegen, die Rebellen hätten erst knapp die Hälfte der Stadt erobert, und es befänden sich weiter IS-Kämpfer in Al-Bab. Laut den für Medien kaum überprüfbaren Informationen der oppositionsnahen Organisation wurden allein in den vergangenen zwei Wochen in Al-Bab 124 Zivilisten getötet.

Sollte die IS-Miliz tatsächlich Al-Bab verloren haben, wäre dies ein schwerer Rückschlag für die Extremistengruppe, die sich auch in ihrer letzten irakischen Hochburg Mossul unter Beschuss befindet. Mit den Abgaben der 100.000-Einwohner-Stadt Al-Bab verliere der IS „eine wichtige Einkommensquelle“, sagte der Forscher Aaron Stein vom Atlantic Council.

Für die Türkei läuft alles nur ohne die Kurden

„Es war eine Zone, wo sie sich versammelt und Angriffe gegen die Syrer und den Westen planten“, sagte Stein. Mit der Eroberung von Al-Bab habe die türkische Armee einen großen Erfolg erzielt. Doch sei sie nun mit dem Problem konfrontiert, große Gebiete eines fremden Landes zu verwalten, wobei ein rascher Übergang zu einer zivilen Verwaltung wichtig sei.

Die Dschihadisten bleiben im Osten der Provinz Aleppo präsent und kontrollieren weiter Raka – ihre informelle Hauptstadt. Derzeit laufen Gespräche zwischen der Türkei, den USA und arabischen Staaten über eine Offensive auf Raka, doch gibt es bisher keine Einigkeit, wer daran teilnimmt. Ankara lehnt vehement ab, dass auch syrisch-kurdische Milizen eingebunden werden.

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