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Bürgerkrieg in SyrienUN verurteilen Massaker in Hula

Die UN macht das syrische Assad-Regime hauptverantwortlich für die Toten und Verletzten von Hula. Russlands Außenminister sieht auch die Opposition in der Verantwortung.

In weiße Leichensäcke gehüllt werden die Opfer des Massakers in Hula beerdigt. Bild: reuters

GENF taz | Der UN-Sicherheitsrat hat das Massaker in Hula in der Nacht zum Montag in einer einstimmig angenommenen Erklärung als „abscheuliche Anwendung von Gewalt“ verurteilt, die „gegen internationales Recht verstößt“. Der Rat macht im Wesentlichen, allerdings nicht ganz ausschließlich, die Regierungsstreitkräfte für die „108 Toten und mehreren hundert Verletzten“ verantwortlich, die UN-Beobachter vor Ort registrierten.

Unter Berufung auf diesen Bericht stellte der Rat fest „dass bei Angriffen auf Zivilisten, Panzer und Artilleriegeschütze der Regierung eingesetzt wurden“. Zudem wird die syrische Regierung aufgefordert, „die Nutzung schwerer Waffen einzustellen und ihre Truppen aus bewohnten Gebieten abzuziehen“.

Mit dem Angriff in Hula habe das Regime gegen seine in UN-Resolutionen festgehaltene Verpflichtung zur Beendigung der Gewalt verstoßen, heißt es in der Erklärung des Sicherheitsrates. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und der gemeinsame Syrien-Sondergesandte von UN und Arabischer Liga, Kofi Annan, hatten in einem Brief an den Rat festgestellt, dass die bewaffneten Oppositionskräfte in Syrien nicht über schwere Waffen verfügen. Annan will am Dienstag mit dem syrischen Staatschef Assad in Damaskus zusammentreffen. Bei seinem Eintreffen in Syrien zeigte er sich „schockiert“ über das Blutbad von Hula.

Syrien macht Terroristen verantwortlich

Offizielle syrische Stellen widersprachen der Darstellung, das Regime sei für den Massenmord verantwortlich. „Wir können versichern, dass keine syrische Artillerie oder schwere Waffen im Gebiet von al-Hula eingesetzt wurden“, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums. Die Staatsmedien behaupteten, das Massaker sei das Werk von „al-Qaida-Terroristen“.

Der Sicherheitsrat lässt in seiner Erklärung aber offen, wer für die von den UN-Beobachtern festgestellte „Tötung von Zivilpersonen durch Schüsse aus nächster Nähe sowie durch massive physische Misshandlung“ verantwortlich ist. Dazu heißt es in dem Brief von Ban und Annan, bei einigen der 108 Leichen seien „auch Wunden von Schusswaffen nachgewiesen worden“. Dies könnte „auf Angriffe von Soldaten nach dem Beschuss hindeuten oder aber auf eine Attacke durch die Rebellen“.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow machte nur wenige Stunden nach Verabschiedung der Ratserklärung die syrische Regierung und die Opposition gleichermaßen für das Massaker verantwortlich.

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7 Kommentare

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  • HS
    Hari Seldon

    @anti-ipod:

     

    Sie Schreiben: "Einige Kommentatoren hier werden hoffentlich verstehen, dass ich den Spiegel und die UNO als einigermaßen vertrauenswürdige Quelle betrachte und somit die Verantwortung für das Massaker in Al-Houla eindeutig auf Kosten der Regierung Assad geht."

     

    1. Spiegel würde ich NICHT als vertrauenswürdige Quelle einstufen.

     

    2. Die UN (der Leiter der Beobechtermission, ein Norweger) hat ganz andere Aussagen gemacht. Nämlich hat er die Regierungstruppen NICHT als Verantwortliche für den Massaker benannt. Viel mehr hat er gesagt, dass die überwiegende Mehrheit der Todesopfern aus der nächster Nähe in einem Tempel (Moscheee) erschossen und erstochen wurden, in einem Gebiet, welches unter der Kontrolle der Rebellen ist. Nun bitteschön, was meinen Sie, wer hatte Zugang zum Tempel in einem durch die Rebellen kontrollierten Gebiet? Es hat sich auch herausgestellt, dass fast alle Todesopfer zu einer Großfamilie gehören. Dieser Sachverhalt riecht nach einer Abrechnung mit einer Familie (vielleicht war diese Familie gegen die Rebellen).

     

    Bitte, wir sollten bei den Fakten bleiben. Noch zu Ihrer Info: Sogar BBC (kein Freund von Assad!!!) hat die Aussagen des Leiters der UN-Beobachtermission bestätigt.

     

    Last but not least, in den letzten 6 Monaten hat die Assad-Regierung 3 (drei) Wahlen organisiert. Bitte, warum konnten wir bis jetzt keinen einzigen Bericht über die Ergebnisse von diesen Wahlen lesen? Passen vielleicht die Ergebnisse nicht ins Kram? Die Pharisäer: Letzte Woche haben die Amerikaner eine ganze Familie (darunter 6 Kinder) in Afghanistan ausgelöscht. Wann wird der UNO-Sicherheitsrat diesen Massaker (Kriegsverbrechen) diskutieren, und die US verurteilen? Oder alle sind gleich, aber einige sind noch gleicher...

  • C
    Calvin

    Jede Eskalation in Syrien dient nur den USA und insofern muss man sich weder ueber die Vorgaenge, noch ueber die (zugegebenermassen undurchsichtige) Berichterstattung wundern. Der Angriff auf den Iran steht bevor und wir koennen ganz sicher davon ausgehen, dass sobald Syrien ausreichend destabilisiert ist, um Ahmadinedschad noch irgendwie beistehen zu koennen, die USA den 'casus belli' inszenieren werden.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Und nun der Hammer! Die UN gibt der syrischen Regierung eine Mitschuld und eben nicht die Hauptschuld an diesem Masaker. Warum werden wir belogen, wenn wir Geld für die TAZ ausgeben? Dieser Artikel dient der Vorbereitung des nächsten Krieges. Klärt doch mal richtig auf was dort wirklich passiert ist. Fakten bitte und keine Kriegspropaganda! Verdammte Kriegsstrolche!

  • A
    Ant-iPod

    Es ist eines, wenn man kritisiert, dass die TAZ guttenbergt, anstatt selbst zu recherchieren und Artikel zu verfassen.

     

    Es ist etwas anderes, wenn man beginnt, die Fakten zu verdrehen - hier ein Hinweis auf Fakten:

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/uno-wirft-syrien-massenhinrichtung-in-hula-vor-a-835675.html

     

    Einige Kommentatoren hier werden hoffentlich verstehen, dass ich den Spiegel und die UNO als einigermaßen vertrauenswürdige Quelle betrachte und somit die Verantwortung für das Massaker in Al-Houla eindeutig auf Kosten der Regierung Assad geht.

     

    Ich finde es sehr wichtig, wenn es kritische Stimmen gibt, die sowohl Zeitungen, wie auch politische Meinungen hinterfragen.

    Unsere Gesellschaft braucht mehr davon. In der Tat sind wir zu oft reingelegt worden und mit Tricks in Kriege geraten, welche die Bevölkerung ablehnt.

    Unvergessen die Tochter eines kuwaitischen Botschafters, die unter Tränen als angebliche Krankenschwester gesehen habe, wie irakische Soldaten die Säuglinge aus den Brutkästen geworfen hätten - alles Fake, alles gelogen, um an unsere ureigensten Instinkte zu appellieren.

     

    Auch wird immer wieder Libyen zitiert - ein Land aus dem unsere Presse heuer wenig zu berichten hat... und dessen "politische Entwicklung" durchaus hinterfragbar ist.

    Zwar weine ich dem Mörder Gaddafi keine Träne nach, aber die neue Administration ist den Beweis noch schuldig, ob es mit ihr besser wird.

    Es sind auch zu viele Menschen gestorben und ob das Engagement der NATO so richtig war, darf man hinterfragen.

     

    Ich kann verstehen, dass man dagegen opponiert, sich desinformiert fühlt und selbst Medien wie der TAZ eine gewisse Kriegstreiberei unterstellt.

    Was ich nicht verstehen kann ist, wenn man aus lauter Abscheu vor den Machenschaften "des Westens" in wilde Spekulationen abdriftet und beginnt, sich für autokratische Regime einzusetzen.

    Man kann nicht allen ernstes gegen die Golfmonarchien sein und gleichzeitig jemandem wie Assad zugetan - er ist ebenso wie ein Monarch an die Macht gekommen und verhält sich nicht besser, im Gegenteil.

     

    Auch steht hier nicht der Westen und seine Bevölkerung zur Debatte, sondern Syrien. Dort leidet das Volk. Einige hier verweisen dann immer gerne auf die "Söldner" und "vom Ausland eingeschleusten Terroristen" und die "Gewalt der Opposition". Da wird viel mit Halbwahrheiten gearbeitet. Dies wird den Menschen nicht gerecht, die zu zehntausenden friedlich gegen das Regime in Syrien demonstriert haben und dies nach wie vor versuchen.

    Es wird auch der Tatsache nicht gerecht, dass das Assad-Regime keine einzige politische Maßname ergriffen hat, um den seit 14 Monaten andauernden Konflikt gesellschaftlich zu lösen. Im Gegenteil provoziert das Regime mit Scheinmaßnahmen, die den Status quo zementieren, anstatt die Probleme von Land und Gesellschaft zu lösen.

    All das kritisieren die "Ankläger des Westens" hier im TAZ-Forum nicht. Warum eigentlich?

     

    Ist es insgesamt nicht ein viel größeres Verbechen, dem gegenseitigen Morden einfach zuzusehen, obwohl man die Macht hat, etwas zu verändern?

    Hätten wir nicht schon seit langem vieles nicht-militärische unternehmen können, mit Hinblick auf Sanktionen und deren Durchsetzung - und haben es nicht getan und stattdessen der Eskalation "verwundert" beigewohnt?

     

    Das finde ich viel kritisierenswerter, als müßige Spekulationen über die Massakrierer - wenn man die betroffenen Familien in Al-Houla fragt, so ist die Antwort eindeutig ohne Spielraum für Spekulation: Die Schergen des Regimes, die Schabiha war es und zwar nicht mit Artillerie, sondern von Hand!

  • D
    Dubios

    Der selbe Artikel steht identisch wortgleich im Tagesspiegel.de, oder nur leicht abgeändert in Stern.de, NWZonline, MärkischeAllgemeine.de, SWR.de, Focus.de, Schwarzwälderbote.de - Ohne Gewähr für Vollständigkeit.

    Der Stern gibt BE/DPA/AFP und SWR.de gibt Tagesschau.de als Quelle an. TAZ und Tagesspiegel geben keine Quelle an. Warum nicht ?

    Bei Tagesschau.de ist der Text aber nicht zu finden.

    Dubios - Wer hat diesen TAZ/Tagesspiegeltext verfasst? Seit wan überninmmt die TAZ wortgleich Artikel vom Tagespiegel? Soll der Urheber verheimlicht werden ? Hier ist offenbar NICHTS nachrecherchiert worden, ohne Quellenhinweis. Eine unglaubliche Gleichschaltung zu einem hochbrisanten Thema.

  • TS
    Thomas Sch.

    Ich habe das Gefühl, hier stimmt etwas nicht. Wenn ich schon die Berichterstatter höre -die übrigens meistens im weit entfernten, sicheren Kairo sitzen- die von "Aufständischen" oder "Regierungstruppen" reden und offenbar nichts von der Gemengelage in Syrien wissen, dann habe ich das Gefühl, der Blinde redet von der Farbe. Ich will den Reportern ja nichts Böses, aber mir kommt das Berichtete so unvollständig, so wenig hinterfragt und nachrecherchiert vor. Das hat alles so den Beigeschmack von: Tausendmal hat´s der eine dem anderen abgeschrieben. Die Berichte wirken fast alle so uninformiert. Wer sich auch nur näherungsweise mit der Sachlage befaßt, solte unterscheiden können zwischen sunnitischen und schiitischen Interresenlagen, von Drusen, Alawiten (im Ggs. zu türkischen Aleviten), uns von den Einflußnahmen libanesicher, jordanischer, christlicher, pälästinensischer und wahabbitischer Gruppen berichten. Aber all das kommt nicht vor, nur: "Aufständische" und "Regierungstruppen". Ich weiß nicht, wer die armen Teufel da massakriert hat. Aber bevor ich nichts genaues weiß, halte ich lieber die Klappe.

  • HS
    Hari Seldon

    Zitat aus dem Artikel: " Die UN-Experten hätten nicht nur Granathülsen von Kanonen- und Panzermunition gefunden".

     

    Nun, die Hülsen findet man am Abschlussort, und nicht auf dem Einschlagsort (die Entfernung kann erheblich sein). Damit hat sich die Nachricht sofort diskreditiert. Granatenhülsen am Einschlagsort: Es stellt sich sofort die Frage, wer hat die Hülsen vor Ort gebracht? Nicht zufälligerweise örtlich agierende Rebellen? Im Artikel ist es auch zu Lesen, dass bei den Toten in der Moschee Schusswunden waren zu sehen. Nun Schusswunden stammen ganz sicher nicht von Kanonen- oder anderen Granaten. Es ist kein Zufall, dass der Leiter der UN-Beobachtermission hat sehr auffällig nicht die Regierungstruppen als verantwortlich bezeichnet, sondern rief gegen Waffengewalt auf (wie gestern bei ARD zu sehen war). Auf gut Deutsch: Er ist nicht sicher, wer den Blutbad verursacht hat: Die "friedlichen und unbewaffneten" Rebellen, oder die Regierungstruppen. Statt Vorverurteilung sollte der Zwischenfall genau untersucht werden: Ähnliche Provokationen aus der Geschichte sind in großer Zahl schon bekann (wie am 1. September 1939: "Ab jetzt wird scharf zurückgeschossen"... Die Wahrheit ist schon seit langem bekannt).