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BürgerInnenarbeit

■ betr.: „Mutter Teresa und Bill Gates in einer Person“, Interview mit Ulrich Beck, taz vom 2.1. 98

Ulrich Becks Modell der Bürgerarbeit kommt recht überzeugend daher, wie übrigens auch viele andere, heißen sie nun auch „Neue Arbeit“, „3. Arbeitsmarkt“ oder sonstwie. Stutzig werde ich aber, wenn ich lese, in welchen Bereichen die Bürgerarbeit geleistet werden soll: „Bildung, Umwelt, Krankenfürsorge, Sterbehilfe, Kultur, Betreuung von Obdachlosen oder Asylbewerbern“. Nur damit keine Mißverständnisse aufkommen – ich halte es für überaus wichtig und lobenswert, wenn Menschen sich in diesen „zentralen gesellschaftlichen Bereichen“ engagieren und ihre Kompetenzen einbringen, aber sind das nicht gerade die Bereiche, die unser Staat in schamloser und unverantwortlicher Weise vernachlässigt?

Gewiß sind einige der „etablierten, professionalisierten Umgangsformen mit Armut, mit Drogenabhängigkeit oder mit Obdachlosigkeit ... nicht mehr zeitgemäß“, aber besteht nicht die Gefahr, daß diese vom Rotstift weggestrichen werden und dafür billige „BürgerInnenarbeiterInnen“ eingesetzt werden? Zeigt das nicht auch, wie wenig angesehen professionelle Sozialarbeit, Krankenpflege usw. ist (was sich im übrigen auch deutlich am Einkommen dieser Berufsgruppen zeigt)?

Bei Modellversuchen mit Bürgerarbeit sollte also sichergestellt sein, daß dadurch professionelle Arbeit nicht ersetzt, sondern ergänzt wird. Und das kann dann durchaus eine Chance sein, daß sich mehr BürgerInnen die Probleme der sozialen Arbeit bewußt machen und sich für eine andere (und hoffentlich bessere) Sozialpolitik engagieren. Vielleicht entdecken ja auch ein paar Menschen die Politik als Betätigungsfeld... Tobias Wiest, Darmstadt

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